Battletech

Battletech vom Entwickler Harebrained Schemes ist ein puristisches Spiel. Es liefert anspruchsvolle, rundenbasierte Mech-Strategie ohne viel Schnick-Schnack. Die Story und die damit verbundene Motivation sind dünn. Ebenso die Dialoge zwischen den Missionen. Wenn Battletech eine Sache aber gut macht, dann sind das die Kämpfe. Wer im darüber hinaus mehr erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Auch die mit Version 1.4.0 veröffentlichte deutsche Synchronisation wirkt eher dem Google-Übersetzer entsprungen.

Die Zukunft ist düster…

Grafisch kann Battletech leider nicht überzeugen. Die Landschaften sind funktionell, aber unglaublich belanglos. Hügel, Wälder und Schluchten erfüllen zwar ihren taktischen Zweck. Aber egal ob Mondlandschaft, Sumpfgebiet oder Wüstenei, die Umgebung wird sehr schnell zur grauen Nebensache. Selbst auf höchster Grafikqualität sind die Texturen insgesamt eher matschig als knackig.

Battletech - Screenshot

Die Explosionen der Kurzstreckenraketen erleuchten das nächtliche Scharmützel

Der Kampf hingegen ist durchaus nett inszeniert: Explosionen und abgesprengte Mech-Teile sind immer eine gelungene Belohnung für einen erfolgreichen Abschuss. Wenn die Mechs vor Hitze glühen, oder Funken sprühen, weil der letzte Treffer einer zu viel war. Oder wenn bei Nacht die Scheinwerfer ihre hellen Kegel werfen – Entwickler Harebrained Schemes setzt den grafischen Schwerpunkt eindeutig auf die Einheiten.

…und trist

Die Zwischensequenzen sind als einzige vertont und damit auch gleich das Beste am Sound. Alle Dialoge im Spiel müssen ohne das gesprochene Wort auskommen, es ist lesen angesagt. Die Musik plätschert seicht im Hintergrund, Waffen- und Explosionsgeräusche erfüllen ihren Zweck, mehr aber auch nicht. Da auf den Karten abseits der Kämpfe nichts passiert, gibt es auch keine Umgebungsgeräusche. Jedwede Wildtiere oder auch Zivilisten scheinen es wohl nicht bis in die Zukunft von Battletech geschafft zu haben.

Am Anfang ist Zähne zusammenbeißen angesagt (Achtung, kleiner Spoiler)

Die Kampagne von Battletech startet unverhältnismäßig schwierig. Bei der ersten Mission macht das durchaus noch Sinn, der Mentor des Spielers muss das zeitliche Segnen. Rache ist ja bekanntlich ein beliebtes Motiv. Doch auch in der zweiten Mission kriegt der Spieler schnell was auf die Mütze. Dabei lernt er aber auch, dass „frontal drauf los“ die denkbar schlechteste Strategie ist.

Battletech - Screenshot

Unten rechts zeigt das Spiel der Trefferwahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Waffen an

Kommt man den gegnerischen Einheiten zu nah, holen die fix zum Gegenschlag aus. Gegnerische Mechs umkurven einen dann nur zu gern und fallen dem Spieler in den Rücken. Da liegt passenderweise auch die größte Schwachstelle der Mechs, denn Angriffe von hinten ignorieren Deckung und Ausweichboni. Schlimmer wird es obendrein noch dadurch, dass die Panzerung hinten dünner ist als vorne. Aber das alles gilt ja auch für den Gegner.

Die Mischung machts

Den eigenen Mech auszurüsten ist schon was für Bastelfreudige. Mechs gibt es in leicht, mittel und schwer. Aber auch innerhalb der Gewichtsklasse wirft das Spiel einem jede Menge unterschiedliche Typen entgegen. Der mittlere „Centurion“ etwa hat viele Slots für Raketenwerfer, der leichte Firestarter kommt mit mehreren Flammenwerfern daher. Die sind gut, um gegnerische Mechs zu überhitzen, richten aber keinen Schaden an.

Jeder Mech hat zudem ein Höchstgewicht. Leichte Mechs können nur 20, 25 oder 30 Tonnen Ausrüstung und Panzerung mitnehmen. Will der Spieler einen zusätzlichen Laser einpacken, muss er auf Panzerung verzichten. Oder doch lieber ein Paar Schubdüsen mehr, um im Notfall nen Abflug zu machen? Battletech überlässt es dem Spieler, wie er seine Mechs ausrüstet und welche Mechs er mitnimmt. Denn pro Mission können immer nur vier Stück mitgenommen werden.

Battletech - Screenshot

Pilot „Medusa“ kann Feide markieren und hat verbesserte Deckungswerte

Auch bei den Piloten ist tüfteln angesagt. Jeder Pilot kann in vier möglichen Talentbäumen seine Erfahrungspunkte investieren. Aber nur in zwei der vier Bäume können Spezialfähigkeiten ausgewählt werden. Das macht auch aus den Piloten Spezialisten. Während der eine besonders devensive Fähigkeiten hat, kann der andere mehrere Ziele auf einmal anvisieren. Und der dritte kann Gegner aus der Deckung heraus markieren. Alles praktisch, aber kein Pilot kann alles.

Das Universum muss gerettet werden

Im Hauptspiel heißt es nun: Missionen annehmen, Geld verdienen, Mechs reparieren, aufrüsten, ausschlachten. Das funktioniert tadellos. Jede Mission hat einen angezeigten Schwierigkeitsgrad. Jeder Auftrag kann noch ausgehandelt werden: Soll mehr Bares dabei rumkommen oder ein höherer Anteil an den ausgeschlachteten Mechs?

Ab hier scheint das Spiel zunächst eher zu leicht als zu schwer zu sein. Lediglich Reparaturzeiten und die Erholung verletzter Piloten zügeln den Fortschritt. Zwischen den Hauptmissionen kann der Spieler scheinbar beliebig viele Nebenmissionen erfüllen, bis er glaubt, ausreichend gewappnet zu sein. Dabei ist es dem Spieler überlassen, nach Bedarf schwierigere und lohnendere Aufträge anzunehmen. Das kann allerdings schnell ermüden, denn die Nebenmissionen variieren nicht allzu stark. Attentate, Piratenangriffe und Konvoy-Überfälle geben sich jeweils die Klinke in die Hand.

Battletech - Screenshot

Zwischen den Hauptmissionen (oben) kann den Spieler Nach Lust und Laune Nebenmissionen erledigen

Achja, das Universum. Ohne zu viel zu verraten: Eine Schreckensherrschaft muss beendet werden. Die Bevölkerung des Universums muss wieder in Frieden und frei von Unterdrückung leben können. Und so weiter. Das Übliche.

Schlechte Steam-Kritiken

Battletech begann seine Karriere als Kickstarter-Verwirklichung des Table-Top-Spiels Battletech. Am 3. November 2015 beendete Entwickler Harebrained Schemes erfolgreich die Sammelrunde mit 2,8 Millionen Dollar. Wie so oft dauerte die Entwicklung länger und nicht alle versprochenen Features haben es seitdem reibungsfrei in das Spiel geschafft. So zeigt die Kickstarter-Kampagne etwa den Eintrag „Voice-Acting“. Released wurde Battletech dann im April 2018. Seit dem patchen die Entwickler fleißig weiter und haben einen von drei angekündigten DLCs veröffentlicht.

Knapp ein Drittel der Spieler zeigt dem Spiel auf Steam den Daumen nach unten. Viele beschweren sich über Bugs, Game-Crashes und lange Ladezeiten. Ja, die Ladezeiten sind länger, als es angesichts der Grafik und Map-Größen zu erwarten wäre. Liegt das Spiel auf einer SSD, halten sich diese aber in erträglichen Grenzen. Störender sind da eher die kleinen Transit-Videos, wenn der Spieler zwischen den Planeten hin und her reist. Diese sind nämlich, ganz im Stil von Mass Effect, immer dieselben und können nicht abgebrochen werden.

Battletech - Screenshot

Zwischen den Missionen sollten die entstandenen Schäden repariert werden. Das kostet Geld und Zeit.

Die mit Version 1.4.0 veröffentlichte Text-Synchronisation für russisch, französisch und deutsch erhitzt zusätzlich die Gemüter. Während die einen sich darüber beschweren, dass die Qualität der übersetzten Texte (zumindest im Deutschen) sehr zu wünschen übrig lässt, rufen die anderen schon nach chinesischer und spanischer Übersetzung.

Womit sich so manche Steam-Reviewer zurecht schwertun, ist, dass das Spiel seine Funktionen und Anzeigen sehr schlecht bis gar nicht erklärt. In Zeiten, in denen Tutorials dem Spieler eher zu viel als zu wenig erklären, macht Battletech das genaue Gegenteil. Strategiefans und Puristen sollte das aber nicht aufhalten.

Meinung: Was Battletech so richtig falsch macht

Das große Problem, das Battletech hat, ist mangelnde Motivation. Die Spielfigur hat einfach keinen glaubwürdigen und nachhaltigen Grund, für die „gute Sache“ in den Krieg zu ziehen. Die Prinzessin könnte mir nicht egaler sein. Ich habe sie ja kaum kennen gelernt – ebenso meinen General und Mentor, der mir gleich im ersten Kampf genommen wird. Den Verlust nehme ich bestenfalls als erwartbaren Story-Twist hin. Der liebe General hat bis dahin schlicht keine Zeit, sich als der nette Haudegen zu profilieren, der über Jahre meinen Werdegang begleitet hat. Und dessen Ausscheiden mir dann auch wehtäte, wenn er nach vielleicht der Hälfte der Kampagne erfolgte und nicht schon nach zehn Minuten.

Schlimmer ist aber folgendes: Viel zu schnell überschüttet mich das Spiel mit maßlosem Überfluss. Solange ich knapp bei Kasse bin und immer in Sorge, nicht genügend Material und Geld zu haben, habe ich auch Angst im Kampf zu viel Schaden zu nehmen und strenge mich an. Jeder Treffer, der die Panzerung durchschlägt, kostet schließlich Geld. Die Kampagne beschert mir jedoch schon bald einen finanzstarken Gönner und verkauft mir diesen als Segen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Denn wenn mir Reparaturkosten egal sind, ist es mir auch gleich, ob mein Mech den nächsten Kampf unversehrt oder humpelnd auf einem Bein und ohne Arme beendet. Die Bestrafung dafür ist lediglich, dass ich den Reparaturtagen beim runterzählen zusehen muss. Und das hat außer Langeweile keine Konsequenzen.

Meinung: Was Battletech so richtig gut macht

Trotz der Nörgelei erwische ich mich ganz schnell beim typischen „nur noch eine Runde“ und „ach, eine Nebenmission geht noch“. Irgendwas muss das Spiel also richtig machen – und das sind die Kämpfe. Ich liebe es, wenn mein leichter Scout-Mech den Gegner in zwei Zügen umrundet, während meine dick gepanzerten Mechs das Feuer auf sich ziehen. Oder wenn ich aus erhöhter Position auf meinen Feind herabspringe. Das birgt zwar die Gefahr, die Beine meines Mechs zu beschädigen, wirft den Gegner aber auch um und versetzt den gegnerischen Piloten in Panik.

Dass das so gut funktioniert, liegt auch an den Sprüchen, die meine Piloten mir regelmäßig drücken. Hat der Beschuss nur an der Panzerung gekratzt, heißt es etwa: „Gib mir richtige Gegner!“ Dringen die feindlichen Geschosse aber schon in die Eingeweide des Mechs ein, hat auch mein Pilot keine so große Klappe mehr und jammert: „Lange halt ich das nicht mehr durch!“ Das fördert die Immersion und lässt mich vergessen, warum ich das eigentlich mache. Dann zählt nur noch das nächste Manöver und die Piloten heil nach Hause zu kriegen.

Good

  • Detaillierte Mechs und Schäden an diesen
  • Anspruchsvolle Kämpfe
  • Umfangreiches Ausrüstungssystem

Bad

  • Karge Maps
  • Abgedroschene Story
  • Repetitives Missionsdesign
6

Ausreichend

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