Viele Hardcore-Gamer spotten gerne über das Genre der Alltags-Simulationen, die uns Trucks, Busse, Bagger oder Mähdrescher fahren lassen. Klingt erstmal auch weniger spannend als Kampfflugzeuge oder Panzer zu steuern. Wenn diese Leute dann aber mitbekommen, dass solche Spiele durchaus Millionen von Menschen begeistern und noch mehr Millionen an Euros einfahren, dann ist manch einer schnell sprachlos. Entsprechend unvoreingenommen muss man sich dann auch beim Testen diesen Simulationen nähern.
Denn um die große Action geht es den Fans dieser Spiele auch nicht, sondern um das Feeling des jeweiligen Berufes, der simuliert wird und mit wieviel Detailverliebtheit dies geschieht.
Utopisches Busfahrerparadies
Hier erleichtern sich die Entwickler des Bus Simulator 18 an einigen Stellen ihre Arbeit auf durchaus sinnvolle Art und Weise. So setzt man auf eine fiktive Stadt samt Umland – muss sich also nicht mit detaillierten Nachbauten irgendeiner echten Stadt herumschlagen.
Hinzu kommt, dass der Alltag eines Busfahrers stark vereinfacht umgesetzt wird: Die Fahrgäste machen kaum Probleme – bis auf selten liegengelassenen Müll, zu laute Musik oder den ein oder anderen Schwarzfahrer hat man keinen Grund über die eigenen Passagiere zu meckern. Leute aus dem Bus werfen, sich mit pöbelnden oder alkoholisierten Personen auseinandersetzen, die Polizei rufen – all das bleibt einem erspart.
Auch das Busfahren selbst beschränkt sich auf die offensichtlichsten Interaktionen – also Haltestellen anfahren, Türen bedienen, ggf. Tickets verkaufen, weiterfahren. Das GPS samt Minimap gibt einem dabei die Strecke vor. Somit ist das ganze Fahrerlebnis auf größtmöglichen Komfort ausgelegt. Man muss sich also nur mit den anderen Verkehrsteilnehmern darüber einig werden, wer denn nun Vorfahrt haben sollte.
Der Bus Simulator 18 richtet sich also nicht an Realitäts-Fetischisten, die sich mit allen (teils frustrierenden) Unwägbarkeiten des Busfahreralltags herumschlagen wollen.
Schönheitskönig
Zum erhöhten Komfortanspruch gesellt sich die Grafikpracht:
Unter den derzeit erhältlichen Bussimulatoren ist der Bus Simulator 18 mit Abstand der hübscheste. Kein Wunder, wird doch die aktuelle Unreal Engine genutzt um nicht nur die Fahrzeug- und Personenmodelle, sondern auch die vergleichsweise ansehnliche Landschaft zu gestallten. Wer will kann seinen Bus jederzeit verlassen und die Umgebung zu Fuß erkunden. Beim Test sind wir dabei einfach mal spontan in ein nahegelegenes Waldstückchen gestapft und waren erstaunt, wie detailliert sogar das Hinterland umgesetzt wurde, in das sich niemals ein Bus verirren wird. Unter anderem an dieser Stelle wird eine gewisse Wertigkeit deutlich, die beim Bus Simulators 18 in die Umsetzung geflossen ist.
Ein weiteres Schmankerl sind die Licht- und Wettereffekte. Bei Abenddämmerung mit leichtem Regen zu fahren ist beim ersten Mal ein echtes Erlebnis.
Ordentlicher Umfang
Als Chef und gleichzeitig Fahrer des eigenen Busunternehmens schaltet man nach und nach den Content des Spieles frei, also neue Stadtteile, Busmodelle, oder Lackier-Optionen. So hat man im späteren Spielverlauf Zugriff auf 8 offiziell lizensierte Busse von Mercedes-Benz, Setra, MAN und IVECO. Um in der „Story“ weiterzukommen und die Inhalte freizuschalten, muss man diverse Ziele erfüllen. Meist eine Linie mit bestimmten Anforderungen erstellen und diese mehrere Male in unterschiedlichen Arten fahren um einen bestimmten Geldbetrag zu erwirtschaften. Außerdem kann und muss man Personal einstellen, es auf die vorhandenen Busse verteilen, Linien zuweisen und dann das bestimmte Gewinne reinholen. Schönes Detail: Fährt man dann selbst in der Welt rum, trifft man auf die anderen Busse, die ihre zugewiesenen Linien abfahren.
Den Umfang des Spiels kann man selbst oder die Community mit dem offiziellen Mod-Support beliebig erweitern.
Multiplayer „Action“
Eines der spannendsten Features ist der eindeutig der Multiplayer Modus. Bis zu vier Spieler können gleichzeitig im Koop das eigene Busunternehmen weiterbringen. So kann man beispielsweise einen Bus zu zweit fahren und sich abwechseln oder etwa eine stark ausgelastete Linie mit mehreren Bussen in Kolonne befahren. Auch hier wird es nie hochkomplex, sondern geht eher geruhsam zur Sache.
Fazit: Entspannend, schön, aber wenig aufregend
Simulationsfans die gefordert werden möchten greifen lieber zu der weitaus komplexeren Omsi-Reihe. Alle anderen erwartet beim Bus Simulator 18 eine auf Komfort ausgelegte Bus-Erfahrung mit liebevollen Details und ausreichendem Umfang. Wer es gemütlich mag und entweder alleine, oder mit bis zu 3 Freunden Stadt und Umland erkunden und dabei sein Busunternehmen aufbauen will, ist beim Bus Simulator 18 genau richtig.