Destiny 2

In diesem Jahr konnten sich zum ersten Mal auch PC-Spieler ansehen, was es mit dem riesigen Hype um den Konsolen-Shooter Destiny auf sich hat – wenn erst auch einen Monat nach allen anderen.
Der erste Teil wurde mit einem riesigen Budget im dreistelligen Millionenbereich entwickelt und entsprechend beworben. Heraus kam ein Shooter, den viele liebten aber mindestens genauso viele verabscheuten.
Eine dünne, schlecht erzählte Story und hartes, endloses Grinden vermieste im Hauptspiel den meisten Spielern die Laune. Erst die guten DLCs schafften hier etwas Abhilfe.
PC-Spieler schauten nur gelangweilt vom Seitenrand zu und fanden das alles – verständlicherweise – alles andere als interessant.

Technisch (meist) überzeugend

Doch jetzt, im Jahr 2017, kann sich mit Destiny 2 auch die PC-Master-Race eine Meinung bilden und sich ansehen, was das ganze Buhei denn überhaupt soll.
Und was ist das Ergebnis der einmonatigen Verzögerung? Erstmal ein technisch weitestgehend sauberer Konsolenport, der sich nicht anfühlt, als wäre er jemals für eine andere Plattform als Windows-PCs entwickelt worden. Alles fluppt flüssig vor sich hin, fühlt sich mit Maus und Tastatur sehr angenehm und präzise an.
Lediglich die Menüs, vom Inventar bis hin zum Austausch mit Quest-Gebern fühlen sich für beinharte PCler manchmal seltsam an. Rein optisch ist die GUI sehr aufgeräumt und angenehm dezent. Doch man merkt an manchen Stellen, dass es nicht primär für Mauszeiger gemacht wurde, sondern eher für das durchswitchen mit einem Controller. So ist es uns passiert, dass wir mehrfach zu einem Quest-Geber gelaufen sind und ihn angesprochen haben, die angezeigte Quest aber nicht gestartet wurde. Erst nach langer Zeit ist uns aufgefallen, dass wir auf den im Dialog-Menü gezeigten Ghost-Skin hätten klicken müssen, um diesen aufzunehmen. Erst dadurch startete die Quest endlich.
Mit dem Mauszeiger konnte man aber direkt an dem Item vorbeihuschen und andere Interaktionen mit der KI-Kollegen ausführen – ein Controller wäre wohl eher mal auf der entsprechenden Schaltfläche hängengeblieben.
Warum das Item nicht einfach ohne unser Zutun in unser Inventar geschoben wurde, wissen wir auch nicht.
Auf unseren zwei Testsystemen kam es im Spielverlauf besonders bei der Release-Version zu einer Handvoll Abstürzen des ganzen Games, was nicht reproduzierbar war und mit steigender Versionsnummer besser wurde.
In vielerlei Hinsicht ist die PC Version die beste Variante von Destiny. Sehr präzise zu steuern und grafisch über jeden Zweifel erhaben – die passende Hardware vorausgesetzt auch mit maximalen Details in 4K mit über 60FPS. Aber auch auf einem Mittelklasse Rechner sieht Destiny noch sehr hübsch aus, läuft immer flüssig und klingt bombastisch.

 

Story und Atmosphäre: Für Neueinsteiger eine Katastrophe

Für die meisten Spieler, die Destiny 2 am PC erleben, wird es wohl der Erstkontakt mit der Serie sein. Umso unverständlicher, wieso Entwickler Bungie den Einstieg in die Fortsetzung ganz klar für Leute konstruiert hat, die den ersten Teil bereits gespielt haben.
Es findet quasi keine brauchbare Einführung in die Welt und all die vermeintlich sympathischen Charaktere statt. Man wird als sogenannter „Hüter“ einfach ins Geschehen geworfen und soll die Erde gegen die einfallende Alien-Rasse der Cabal verteidigen. Den ominösen „Reisenden“, das riesige Kugel-Konstrukt auf dessen Macht es die Cabal abgesehen haben, soll man bei der Gelegenheit auch gleich beschützen.
Wer die Hüter sind, was der Reisende macht, welche Rolle der eigene Charakter spielt, in welcher Beziehung all die Alien-Rassen unter sich und zu uns stehen wird vorausgesetzt.
Fans des ersten Teils freuen sich über ein Wiedersehen mit bekannten Hüter-Haudegen – Neueinsteiger wissen absolut nichts mit ihnen anzufangen.
Ebenso mit der mythischen Welt von Destiny, deren Glaubenssystem und Anspielungen.
Alles bleibt verwirrend und daher auch uninteressant, wenn man den ersten Teil nicht kennt.

Aber auch wenn man kein Neuling ist:
Die Story und deren Erzählung mögen im Vergleich zu Teil 1 enorm an Qualität (und Anwesenheit) zugenommen haben. Jedoch ist deren Umsetzung im Vergleich mit etwa der kurzen und knackigen Solo-Kampagne eines Titanfall 2 immer noch lächerlich.
Man stapft von (schönem) Planet zu (noch schönerem) Planet und kämpft sich durch Horden von Alien-Kanonenfutter und soll all dem eine Dringlichkeit abgewinnen, die sich einem einfach nicht erschließt – vor allem ohne Vorkenntnisse. Die KI-Kameraden auf die man trifft mögen teils lustige Kommentare abgeben, interessieren uns aber nicht weiter, weil wir mit ihnen nicht warm werden – weil wir sie nicht kennen und meist auch nur kurz zu Gesicht bekommen.
Alles in allem darf man also keinen Story-lastigen, epischen Shooter erwarten – eine Beschreibung mit der schon Destiny 1 beworben wurde und dort noch lächerlicher – weil unpassender – war.

Loot-Spirale und Event-Grind FTW!

An wen richtet sich Destiny 2 also? Bestimmt nicht an Leute, die eine tolle Singleplayer-Erfahrung erwarten, oder eine toll erzählte, packende Story.
Wenn man mit dieser Erwartung an das Spiel herangeht und mit anderen Shootern vergleicht, würde auch der zweite Teil der Reihe miserabel abschneiden und bestenfalls eine 6/10 werden.
Und das trotz sehr hübscher Grafik, bombastischem Soundtrack, wieder einmal tollem Gunplay, das sich einfach knackig anfühlt und viel Wumms mitbringt!
Der Fokus bei Destiny lag und liegt eben einfach auf etwas anderem – der Loot-Spirale, den öffentlichen Events, dem Grinden nach höheren Leveln bzw. Stufen und vor allem: dem Spielen mit anderen Mitstreitern in einer Gruppe.
Egal ob bei der Kampagne im Koop oder einem der vielen Events im mit Kollegen, Destiny ist eigentlich ein Teamshooter.
Patrouillen, Abenteuer, verlorene Sektoren, PVP-Matches und im Endgame Raids und Dämmerungsstrike – es gibt viel zu tun für Loot-, Level- und Stufen-Sammler. Wer also eh viel lieber ein Warframe als ein Singleplayer-Titanfall zockt, bekommt bei Destiny ein interessantes Paket geschnürt.

Fazit:
Für mich persönlich ist ein Destiny einfach nichts. Als Neueinsteiger sind mir Welt, Helden und Gegner fremd und interessieren mich auch nach mehreren Stunden Kampagne immer noch nicht. Da hätte Bungie so einiges besser machen können – mit diversen HALO-Teilen hat der Entwickler ja schon entsprechend vorgelegt.
Dass mich die Loot-Spirale dennoch packt, liegt wohl aber guten Design der (langweiligen!) Waffen und dem befriedigendem Wumms, den diese teilweise mitbringen. Davon abgesehen braucht man einfach eine kleine Truppe an Destiny-begeisterten Freunden oder im Notfall irgendwelche Randos mit denen man die vielen Events und Spielmodi ausprobieren kann. Für Spieler die sich darauf einlassen, kann Destiny 2 ein Heidenspaß werden.

Good

  • Präsentation umwerfend
  • Steuerung besonders auf dem PC sehr präzise
  • Jede menge Multi-Player-Content

Bad

  • Story und Welt für Neueinsteiger verwirrend
  • Solo-Kampagne eher enttäuschend
  • Nur im Team/mit Freunden wirklich spaßig
8

Gut

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