Far Cry 5

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In Far Cry 5 schickt uns Ubisoft diesmal in die idyllische Gegend Hope County, Montana. Wir haben uns auf die Reise gemacht und verraten Euch, ob sich der Trip gelohnt hat.

„Betrug. Gespaltenheit. Gottlosigkeit“

Hope County, Montana – ein idyllischer Landstrich im Westen der USA. Wilde Flüsse schlängeln sich durch imposante Gebirgsketten, die in kristallklaren Seen münden. Dichte Wälder mit saftigem Grün laden zu ausgiebigen Wandertouren ein. Eigentlich ein richtig schönes Fleckchen Erde, wäre da nicht der radikaler Sektenführer Joseph Reed, der gemeinsam mit seiner nicht weniger verrückten und skrupellosen Familie das Ende der Welt voraussagt und einen souveränen Religionsstaat ausgerufen hat. Der charismatische Prophet hat eine Armee von Gläubigen aufgebaut und das Valley von der Aussenwelt abgeschlossen. Er glaubt fest daran, dass das die Apokalypse kurz bevor steht, da sich die Menschheit von Gott abgewandt hat. Gier, Krieg und Hunger herrschen auf der Welt. Überall brodelt der Hass. Es existieren kein Glaube und kein Vertrauen mehr. Seine Gemeinschaft namens „Project at Eden’s Gate“ bietet den Menschen in wirtschaftlicher und seelischer Not eine Zuflucht und ein gemeinsames Ziel. Eden’s Lake liebt euch – Eden’s Lake will euch – Eden’s Lake akzeptiert euch, so wie ihr seid, jeden einzelnen von euch.

Der „Vater“ mit seiner Sippe

Zu Beginn hielt man diese Gruppe für lächerlich. Man wollte es schlichtweg nicht glauben, dass solch eine Gruppe mitten in Amerika existieren kann. Jetzt haben sie jedoch die Kontrolle über Hope County fest in ihren Sekten-Klauen und halten die Bewohner gegen ihren Willen fest. Für die Polizei ist nichts außergewöhnliches passiert und daher sieht sie keinen Grund zu ermitteln. Genau hier kommen wir ins Spiel. Frisch in den Staatsdienst als Deputy eingetreten, sollen wir schon gemeinsam mit einem US-Marshal den Sektenführer Joseph Reed verhaften. Der ortsansässige Sheriff findet diese Idee nicht so erfolgversprechend und versucht dem Marshall während des Helikopterflugs ins Gewissen zu reden. Hätten wir mal besser auf ihn gehört, denn unser Einsatz geht so richtig schief. Unser Helikopter wird abgeschossen, unsere Kameraden entführt und wir fliehen halb tot, blutüberströmt und aller Sinne beraubt durch die finstere Nacht Montanas – Joseph Seeds psychopathischen Anhängern im Nacken.

Boomer – der beste Freund des Menschen

Ein Funke der Hoffnung

In den Augen von Joseph Seed, der von seinen Anhängern Vater genannt wird, haben wir die Prophezeiung erfüllt, um den Heilgen Krieg zu starten. Er glaubt fest daran, dass man die Vergangenheit bereinigen muss, um seine Sünden aufzubrechen. Wir haben zwar die erste Schlacht verloren, jedoch hat der Krieg erst begonnen. Wir haben am eigenen Leib erfahren zu was diese skrupellose Sekte fähig ist. Wir müssen sie ausschalten – ein für alle mal. Nicht nur für Hope County, sondern auch für unsere Kameraden, die beim missglückten Einsatz gefangen genommen wurden. Alleine werden wir dies jedoch nicht schaffen. Wir brauchen Verbündete. Gut, dass es noch einige Bewohner gibt, die sich nicht der Sekte gebeugt haben und überall im Landstrich kleine Widerstandszellen aufbauen.

Unsere Hilfe wird benötigt

„Es wird eine Abrechnung geben und sie wird schmerzhaft sein“

Wie viele moderne Sekten ist das „Project at Eden’s Gate“ nicht um einen einzelnen charismatischen Anführer herum aufgebaut, sondern um eine zentrale Gruppe mit klar abgegrenzten Verantwortungsbereichen. Diese Gruppe ist die Seed-Familie, die Hope County in drei Bereiche untereinander aufgeteilt hat.

Jacob, der älteste der Gebrüder Seed, ist für die Ausbildung der Sektenmiliz im Norden von Hope County zuständig. Das Einzige woran er glaubt, ist die Schwachen zu opfern. John Seed, der Täufer, ist für die Rekrutierungsmaßnahmen und Propaganda verantwortlich. Vier Schritte muss jeder Rekrut durchlaufen, bevor ein Mitglied bei Eden’s Gate werden darf – Zeichnen, Säubern, Beichten und Büssen. John befiehlt jedem „die Macht des Ja“ zu akzeptieren, damit seine Anhänger auch das machen, was er will. Faith, die Sirene, ist die dritte im Bunde der Seed-Sippe. Keiner weiß genau, wie der Verwandtschaftsgrad in der Familie aussieht. Eines Tages ist sie einfach aufgetaucht. Auch, wenn sie vielleicht nicht zur Blutlinie der Seed-Famile gehört, ist sie nicht weniger psychopathisch und verrückt. Nach aussen hin stellt sie sich als Opfer dar, jedoch ist sie eine großartige Lügnerin und Manipulatorin. Sie wacht über die Drogenproduktion der Sekte, mit dem ihre Anhänger zu willenlosen Sklaven mutieren. Erst, wenn wir alle drei Gebiete befreit haben, können wir uns um Joseph Seed, den Anführer der Sekte „Project at Eden’s Gate“ kümmern. Er glaubt, dass ein großer Kollaps bevorsteht und sieht sich als ein moderner Noah. Wie Noah seine Arche baute, baute er Bunker, um den Untergang zu überleben. Er behauptet, dass Gott direkt zu ihm sprechen würde, und er so viele Seelen wie möglich retten solle. Wie jeder Sektenführer, arbeitet auch Joseph mit den Ängsten der Menschen.

Dynamit ist immer eine gute Wahl

Unsere Aufgabe ist es den Einwohnern ihre Unabhängigkeit von der Sekte zurückzuerlangen, indem wir den Widerstand in jeder Region nach und nach ausbauen. Um eine Region zu befreien, muss die Widerstandsanzeige vollständig ausgefüllt werden. Dies erreichen wir, indem wir Storymissionen abschließen, Außenposten befreien, Zivilisten retten und Sektenbesitz zerstören. Je mehr wir den Widerstand stärken, desto schwieriger wird das Überleben in einer Region, da die Sekte alles versuchst uns hier zu vernichten. So werden wir von Flugzeugen und Helikoptern aus der Luft angegriffen oder uns Spezialeinheiten werden auf uns angesetzt. Wir sind jedoch nicht gezwungen etwas in einer bestimmten Reihenfolge zu spielen. Merken wir, dass eine Region etwas zu schwer wird, können wir das Spiel in einer anderen weiterspielen und später zurückkommen.

Befreiung abgeschlossen

Far Cry bleibt Far Cry

Viel aus Far Cry 5 wird Fans der Serie bekannt vorkommen. Dies soll definitiv keine negative Wertung sein. Wenn etwas in einem Spiel gut funktioniert und sich etabliert hat, warum sollte es verändert werden? Far Cry bleibt halt Far Cry. Wir erkunden Hope County und befreien nach und nach das okkupierte Gebiet, indem wir Außenposten einnehmen, Nebenmissionen absolvieren, Sekteneigentum zerstören und Zivilisten befreien. Die meisten Aufgaben, die wir lösen müssen, sind in Haupt- und Nebenquests unterteilt. Um diese Missionen überhaupt bestreiten zu können, müssen wir mit den Menschen von Hope County reden. Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg, denn in Far Cry 5 haben die Entwickler bewusst auf das Besteigen von Türmen zur Aktivierung von Nebenquests verzichtet. Auch zur Erkundung der Spielwelt gehören die Türme der Vergangenheit an. Ebenso wurde die Mini-Map vom Bildschirm verbannt. Diese Entscheidungen sollen laut Ubisoft die eigenständige Erkundung der Spielwelt fördern. Ehrlich gesagt, haben wir zu keinem Zeitpunkt die fehlende Mini-Map vermisst. Wir haben es schlichtweg gar nicht gemerkt, dass das was fehlt.

Unsere Vorteile im Kampf gegen die Sekte

Weiterhin stehen In der Spielwelt von Far Cry 5 Geschäfte zur Verfügung, in denen wir Waffen kaufen und anpassen, unsere Munition nachfüllen, Beute verkaufen und Kleidung für unseren Charakter erwerben können. Neue Waffen werden freigeschaltet, nachdem wir den Widerstand in einer Region stärken. Geld verdienen wir, indem wir Nebenmissionen abschließen, Safes öffnen, Tierhäute und Fische verkaufen oder Prepper-Verstecke auffinden. Besonders die Prepper-Missionen haben uns besonders viel Spaß bereitet. Überall in der Open-World haben sich einige Einwohner durch besondere Verstecke auf eine mögliche Katastrophe vorreitet. Um an die verstaute Beute zu kommen, müssen wir meistens eine kleine Aufgabe oder ein Puzzle lösen. Aber nicht nur aufgrund der Beute lohnen sich die Prepper-Vertecke. Bestimmte von ihnen bieten unter anderem einige der besten Nebenquests im ganzen Spiel. So durchqueren wir ein Spukhaus, klettern auf den höchsten Berg in Hope County oder tauchen in ein Schiffswrack.

Jede Menge Beute für uns

Gemeinsam sind wir stark

Damit wir nicht ganz alleine gegen Hilfe auf Abruf wird uns im Kampf gegen die Sekte unterstützen. Neben normalen Widerstandskämpfern stehen uns nach dem Abschluss besonderer Missionen neun Spezialisten zur Verfügung, die wir als Unterstützung erhalten. Sie sind zu mehr fähig und haben von Anfang an spezielle Fähigkeiten. Da gibt es unter anderem die Scharfschützin Grace Armstrong, die für uns gekonnt Gegner aus der Ferne ausschaltet, den Piloten Nick Rye, der uns Luftunterstützung mit seinem modifiziertem Wasserflugzeug bietet, die Jägerin Jess, die lautlos Gegner mit Pfeil und Bogen tötet, oder den Hund Boomer, der Feinde auf der Karte aufdeckt und Waffen apportiert. Jeder Spezialist kann im Vorteilsmenü verbessert werden, um ihre Abklingzeit zu verringern. Der gemeinsame Kampf funktioniert in der Regel recht gut. Etwas nervig sind die sich ständig wiederholenden Gesprächsfetzen der computergesteuerten Unterstützer, oder ihre eigenständigen Entscheidungen. Gerade noch wollen wir still und leise einen Außenposten einnehmen, geben Jess den Befehl lautlos einen Gegner zu eliminieren, da prescht Grace nach vorn und schießt sich mit vollem Getöse durch die alarmierten Feinde.

Mit zwei Verbündeten auf der Jagd

Neben der Hilfe auf Abruf bietet das Spiel einen optionalen Koop-Modus, in dem ein Spieler der Sitzung eines Freundes beitreten kann. So kann die komplette Kampagne gemeinsam bestritten werden. Leider gibt es hierbei ein paar Restriktionen. So wird der Missionsfortschritt und die erspielten Trophäen nur für den Host gespeichert. Der Koop-Partner behält nur die Vorteilspunkte und Waffen, die er im Spiel freigeschaltet hat.

Die meisten Kämpfe in Far Cry 5 verlaufen nach dem selben Schema wie in den Vorgängern der Serie. Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick mit dem Fernglas, markieren Gegner und entscheiden uns für die beste Taktik. Entweder erledigen wir alles in bester Stealth-Manier mit lautlosen Waffen und Takedowns, oder wir entscheiden uns für die Rambo-Variante mit schweren Waffen. Die KI der Gegner und der Widerstandskämpfer hat uns in einigen Situationen starke Kopfschmerzen bereitet. Reden wir zum Bespiel mit Auftraggebern oder Zivilsten und von irgendwo erscheint ein Sekten-Fahrzeug, gibt es einen Totalausfall. Die NPCs laufen durch die Gegend, ballern wild herum oder bleiben an Objekten hängen. Manchmal entdecken uns Gegner aus gefühlt hundert Metern, mal stehen wir fast auf ihren Füßen und sie bekommen nichts mit. Auch werden völlig sinnlose Aktionen getriggert, in dem Gegner aus dem Nichts auftauchen, die hier eigentlich gar nicht mehr sein dürfen, da wir vor Sekunden ein Haus von ihnen befreit haben. Außerdem ähneln sich die Gegner sehr stark in ihrem Äußeren und kommen fast schon wie eine Klonarmee daher.

Was wir wohl mit dieser Waffe anstellen können?

Um gegen alle möglichen Bedrohungen der Sekte gewappnet zu sein, müssen wir unsere Vorteile ausbauen. Dies geschieht über Vorteilspunkte, die wir entweder in der Spielwelt finden, oder durch bestimmte Herausforderungen verdienen. Mit Hilfe der erlangten Punkte schalten wir nach und nach mehr Vorteile im Skill-Tree frei. Mehr Waffen oder Munition mitnehmen, schneller Schleichen, mehr Lebensenergie, oder verbesserte Takedowns, all das wird nun über Vorteilspunkte freigeschaltet. Das Crafting der letzten Teile ist mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Wir haben zwar immer noch die Möglichkeit Tiere zu jagen oder sogar Angeln zu gehen. Die erlegten Felle oder Fische verkaufen wir jedoch bei Händlern, um Geld für neue Waffen oder Outfits zu erhalten. Ein bisschen Crafting ist noch vorhanden. Aus gesammelten Pflanzen oder anderen Materialen, erstellen wir Buffs, die kurzzeitig unsere Widerstandskraft oder Geschwindigkeit erhöhen.

Ein Außenposten muss befreit werden

Viel verschenktes Potenzial

Far Cry 5 greift Themen auf, die leider in der heutigen Zeit immer präsenter werden. Das Spiel ist ein erschreckend präzises Porträt einer gewalttätigen und destruktiven Sekte unter einem charismatischen und totalitären Anführer. Die Spielwelt ist geprägt von Anspielungen auf hochpolitische und gesellschaftliche Themen, wie etwa die Waffendebatte in den USA, die Angst von der Regierung auf Schritt und Tritt bespitzelt zu werden, oder sich in seinem eigenen Land nicht mehr sicher und geborgen zu fühlen. Leider verschenkt das Spiel sehr viel Potenzial, denn diese Anspielungen bleiben nur Anspielungen. Nie geht es etwas tiefer. Es wird lediglich an der Oberfläche gekratzt. Wie hat es eine christliche Sekte geschafft einen ganzen Landstrich in ihre Gewalt zu nehmen? Warum hat die Regierung nichts unternommen? Woher kommen die fanatischen Gedankengänge der Seed-Sippe? Auch werden wir als Protagonist nie wirklich mit der Überzeugungskraft des Glaubens konfrontiert. Nie stehen wir in einem Konflikt oder Zwist mit der Religion. Was wäre, wenn wir uns der Sekte hingeben würden? Hat der Vater vielleicht recht mit seinen Annahmen?

Eine schrecklich nette Familie

Neben des verschwendeten Potenzials der Hintergründe und Geschichte rund um Hope County, zeigt sich in der Landschaft die eigentliche Stärke des Spiels. Far Cry 5 ist eine wahre Augenweide, die mit einer großartigen Fernsicht grandios in Szene gesetzt wird. Mit perfekten Zwischensequenzen versucht das Spiel hin und wieder etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Besonders die Zwischensequenzen mit Faith Seed, die der Protagonist unter Drogeneinfluss durchlebt, haben schon fast eine künstlerische Ästhetik.

Fazit

Mit Far Cry 5 hat Ubisoft einen würdigen Nachfolger der Far Cry Serie erschaffen, obwohl das Spiel an einigen Stellen schwächelt. Besonders in der Story verschenkt Far Cry 5 sehr viel Potenzial. Hier hätten wir uns ein wenig mehr Tiefgang und Konsequenzen gewünscht. Auch an der KI der Gegner und Verbündeten sind wir zeitweise echt verzweifelt. Ein Manko, dass leider alle Far Cry-Teil aufweisen, wurde leider wieder nicht verbessert – die absolut schwammige und nervige Fahrphysik der Fahrzeuge. Und dann müssen auch noch unbedingt Missionen mit diesen Fahrzeugen absolviert werden. Hier steigt die Frustration in Sekundenschnelle an. Trotz dieser Kritik haben wir sehr viel Spass in Hope County gehabt und werden ihn auch noch lange Zeit haben.

Dieses Review erschien auch in der Nerd-Kiste

Good

  • Atemberaubende Grafik
  • Große Spielwelt
  • Es gibt viel zu entdecken
  • Stimmige Haupt- und Nebenmissionen
  • Koop-Modus
  • Helfer auf Abruf

Bad

  • Teils dümmliche KI
  • Verschenktes Potenzial
  • Nervige Fahrphysik
  • Klonartige Gegnertypen
8

Gut

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