Fimbul

Diesmal sind wir in die schneebedeckten Ländereien des Nordens aufgebrochen um die nordische Sagenwelt zu erkunden, die nicht nur Götter wie Odin oder Loki beinhalten, sondern auch andere Dinge, wie die Riesen, die Jötunen, die älter sind als die Götter selbst.
Ob dieses Abenteuer einen direkt ins Walhalla befördert, oder in die tiefen des Hel, findet ihr heraus, wenn ihr den sagenhaften Test lest, der mit brachialer Gewalt erschaffen wurde.

Sagenhafte Mythologie?


In Fimbul kämpft man sich in Hack&Slay-Manier durch die vom Schnee bedeckte Landschaft, denn der Fimbulwinter hat begonnen, der Ragnarök vorangeht. Man hat ein Schwert, eine Axt sowie Schild zur Verfügung und kann Helm und Speer finden, unter anderem von Gegnern. Deren Ausrüstung kann man sich nämlich aneignen, was sich erstmal gut anhört, aber letztendlich als sinnlose Mechanik entpuppt, denn weder haben Ausrüstungsgegenstände einen Wert noch habe ich einen Unterschied im Kampf feststellen können. Ob voll ausgerüstet oder einfach nur bewaffnet, der Schaden blieb weitesgehend ähnlich. Doch bevor ich weiter ins Detail gehe, was ist eigentlich Ragnarök? Was sind die Jötunen? Und worum geht es hier eigentlich? Das sind alles gute Fragen, die ich leider nicht im Detail erklären kann, denn das Spiel bietet mir diesbezüglich keine Antworten. Hier wird sich aus der nordischen Mythologie bedient ohne Kenntnisse dessen mitzuteilen. So blieb ich bei der Geschichte um die Jötunen, die Ragnarök vorschnell herbeiführen wollen, im Dunkeln. Was sehr schade ist, denn generell mag ich alles was sich vom Thema bedient, auch wenn ich mich nicht ausgiebig damit beschäftige.

Stilistisch markant

Erwartungsgemäß bietet der Norden eine ausschließlich weiße Landschaft. Dank dem Grafikstil im Zeichentricklook sieht das auch nicht schlecht aus, obwohl es grafisch wenig anspruchsvoll ist. Gerade wenn Licht im Spiel ist kann es sogar Akzente setzen und mit der Hintergrundmusik, die sich meist gut anhört, wenn sich auch zu oft wiederholt, eine sehr gute Atmosphäre erschaffen. Diese Momente, die das Gefühl der Einsamkeit erschaffen mit melancholischen Klängen, sind leider zu rar gesät. Erzählt wird die Geschichte ausschließlich in Bildern, die gezeichnet sind sowie Texten. Auch wenn mir der Stil nicht zusagt, finde ich sowas generell ansprechend.

In der Kürze…

Fimbul ist ein sehr kurzes Spiel. In unter vier Stunden sieht man schon das Ende, was nicht unbedingt was schlechtes sein muss. Immerhin liegt ja bekanntlich in der Kürze die Würze. So schnetzelt man sich durch die Gegnerhorden mit Axt und Schwert, wehrt Angriffe ab oder weicht ihnen einfach aus. Das ganze funktioniert auch relativ flott und hat man genug Schaden ausgeteilt, ohne einstecken zu müssen, kann man auch Spezialangriffe nutzen. Jetzt denkt sich der ein oder andere vielleicht, dass dadurch genug Variation im Kampf gegeben ist um Spaß zu empfinden, dem ist aber leider nicht so. Es gibt insgesamt nur vier verschiedene Techniken, eine Selbstheilung, ein Niederwerfen einzelner Gegner sowie für mehrere Gegner und die Hinrichtung der Feinde. Und meistens nutzt man auch nur eine oder zwei der Techniken und der Rest wird die meiste Zeit ignoriert. Denn die Gegner erfordern keine besonderen Taktiken, man kann sie auch alle nur mit leichten Angriffen niederstrecken. Das Kampfsystem bietet keine Tiefe, vermutlich sogar weniger als Final Fantasy 13 damals.

…fehlt die Würze

Das Problem wird dadurch nochmal intensiviert, dass es auch an verschiedenartigen Gegnern mangelt. Es gibt die normalen Gegnern mit Axt oder Schwert, die sich aber gleich verhalten, Schildträger, die etwas mehr blocken sowie Speerwerfer und Bogenschützen. Bei letzteren kann ich mich nur an zwei Begegnungen erinnern. Dann gibt es noch größere Gegner, die gibt es in zwei verschiedenen Varianten, was Angriffe angeht und Bosse. Die sind immerhin wahre Giganten, lassen sich aber alle auf die gleiche Art erledigen, oder vielmehr man muss sie alle auf die gleiche Art erledigen. Deren Angriffsmuster sind sich auch zu ähnlich, die ersten beiden Bosse sind sich nahezu identisch, die anderen unterscheiden sich immerhin marginal. Dennoch zählt, kennt man einen Bosskampf, kennt man sie alle. Man befindet sich immer in einem größerem Areal mit einer unerschöpflichen Menge an Speeren. Die wirft man bei bestimmten Attacken den Bossen entgegen um größeren Schaden auszuteilen um sie zurück- oder umzuwerfen. Dank der Kürze bekommt man erst gegen Ende Ermüdungserscheinungen.

Sagenhafte Gleichgültigkeit

Wenn die Hoffnungen nicht auf dem Kampf liegen, dann bleibt nur noch die Geschichte übrig. Die Spiellänge und die Linearität lassen auf eine fesselnde Geschichte schließen. Doch auch hier wird man enttäuscht, weder sind die Bilder ausdrucksstark genug noch die kurzen Wortfetzen, die es schaffen Inhalt zu bieten ohne Inhalt zu bieten. Der Held, die Feinde, alle sind austauschbar. Man schafft es in keinster Weise emotionale Regungen zu erwecken, keine Verachtung seinen Feinden gegenüber, keine Traurigkeit oder Zuneigung für den Helden oder Fassungslosigkeit über Geschehnisse. Einfach nur Gleichgültigkeit. Und das ist für ein so lineares Spiel der Nagel auf dem Sarg. Da hilft auch der zweifache Gameplaywechsel nicht viel, wo man unbewaffnet Lichtkegeln und kleinen Teufelchen ausweichen muss. Oder die wenigen Entscheidungen, die man treffen kann, die allerdings nur darauf hinauslaufen ob man einen erledigten Boss tötet oder am leben lässt. Die einzige Veränderung beläuft sich dann auf wenige Bilder und Texte sowie den Endkampf, der aber zu unbedeutend ist um sich irgendwie auszuwirken.

Viel für Nichts

Immerhin kann man dank dem Lebensfaden zu der Entscheidung springen, ohne das Spiel komplett durchzuspielen. Aber macht nicht den selben Fehler wie ich und spielt jede Entscheidung bis zum Ende, weil der Lebensfaden mit seinen vielen Fragezeichen und neuen Wegen etwas suggeriert, was nicht da ist. Es gibt keine Unterschiede, wenn man jeden Weg komplett geht, es gibt nicht mal ein Achievement, wenn man den Lebensfaden komplett aufgedeckt hat. Ich empfinde es persönlich als eine absolute Frechheit einen Wiederspielwert vorzugaukeln, der faktisch nicht in dieser Intensität vorhanden ist. Wählt einfach bei jedem Boss einmal töten und einmal Leben lassen und ihr habt alles gesehen was das Spiel zu bieten habt. Damit habt ihr sechs – acht Stunden an Spielzeit, auch wenn ihr noch überall im Lebensfaden Fragezeichen seht.

Endkampf mit Problemen

Bei der Kürze dieses Spiel sollte man zumindest davon ausgehen, dass es fehlerfrei funktionieren sollte. Aber auch hier enttäuscht das Spiel, die wenigen Kamerafehler oder der Glitch, der in ein eigentlich noch verschlossenes Gebiet vordringen lässt, sind dabei eher nebensächlich und haben wenig Auswirkung auf das Gesamterlebnis. Was ich aber als überaus störend empfand, waren die Kämpfe die Probleme hatten. Das kam besonders im Endkampf häufig vor, von Gegner die in Animationen feststeckten oder sich in die entlegenste Ecke teleportierten um dort zu verweilen bis man auftaucht bis zu Kameraprobleme die einem an bestimmten Punkten, die normalerweise begehbar sind, einen Blick in die Sonne gewährt.

Fazit:


Fimbul ist ein kurzes Spiel dem jegliche Würze fehlt. Es enthält eine Geschichte ohne jegliche Dramaturgie mit lauter farblosen Charakteren und Entscheidungen, die nur in wenige neue Bilder und Texte münden. Die vielen Fragezeichen und Wege im Lebensfaden suggerieren einen hohen Wiederspielwert der aber nicht zutrifft. Man hat alles gesehen, was das Spiel beinhaltet, nach höchstens acht Stunden Spielzeit, bei zweimaligem Durchspielen. Die Kämpfe sind mechanisch zu einfach, die wenigen Bosskämpfe sind nahezu identisch und der Endkampf hat mit dem ein oder anderen nervigen Bug zu kämpfen. Auch erfordert das Spiel Wissen über die nordische Mythologie, sofern man nicht völlig auf dem Schlauch stehen möchte.

Good

  • Gezeichnete Bilder
  • Teils gute musikalische Untermalung
  • Nordische Mythologie

Bad

  • Viel zu simples Waffenkampfsystem
  • Kurz und linear
  • Story erschafft keine emotionalen Regungen
  • Endkampf ungewöhnlich fehlerbehaftet
  • Entscheidungen ohne Auswirkungen
  • Lebensfaden erweckt falsche Erwartung
4.5

Mangelhaft

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