For Honor

Mit For Honor versucht der Publisher Ubisoft eine neue Nische in einem bereits bekannten Genre zu schlagen. Denn eine entsprechende Konkurrenz bei Multiplayer-Schwertkampfspielen gibt es derweil schon. Interessanter ist es demnach viel mehr, wie Ubisoft diese Kost in seinem neuesten Titel aufgearbeitet hat!
Wir haben uns daher für euch in die mittelalterliche Schlacht gestürzt und berichten euch in unserem aktuellen Testbericht, ob dem Unternehmen eine Verschmelzung von spannenden Zweikämpfen zwischen Rittern, Wikingern und Sumari mit einem angepassten Gameplay gelungen ist!

Kampagne nur ein Lückenfüller?
Wie zu erwarten liefert der Publisher Ubisoft zum Release von For Honor eine passende Singleplayer-Kampagne, bei welchem die Spieler in die Geschichte der drei Fraktionen schlüpfen werden. Die Kampagne ist in drei Kapiteln aufgeteilt (Ritter, Wikinger und Samurai) und besteht aus insgesamt 18 Missionen. Allerdings wird man sich nicht für eine der drei zur Verfügung stehenden Fraktionen entscheiden müssen, da die Abläufe aufeinander aufbauend erzählt werden. Geschichtlich betrachtet werden die Spieler immer weitere Details der mysteriösen kriegstreiberischen Hauptfigur Apollyon erfahren, welche die drei Kriegsparteien versucht gegeneinander aufzustacheln, um einen nicht enden sollenden Krieg zu entfachen.

Anders als gewohnt erscheint die Kampagne jedoch nicht im klassischen Design, da man diese wahlweise mit einem Freund im Koop-Modus bestreiten kann. Diese Optionsmöglichkeit birgt zunächst auch ein interessantes Feature in sich, da der Spielspaß mit einem weiteren Spieler immer gefördert wird, jedoch lässt es zudem auch auf ein recht lineares Gameplay schließen. Und das ist in der Kampagne von For Honor auch in der Tat so. Schade ist es nur, dass es keinen wirklichen Mehrwert durch den Koop-Modus geben wird. Die recht linear aufgebauten Levelabschnitte erlauben demnach keine unterschiedlichen Laufwege für die Spieler, so dass man sich eigentlich nur gegenseitig aktiv unterstützen muss. Was man jedoch positiv anmerken muss ist die eigentliche Aufmachung der geschichtlichen Darstellung. Durch bekannte Synchronsprecher und einer idyllischen musikalischen Untermalung erinnert die gesamte Storyline an bekannte Blockbuster, bei der es einfach Spaß macht den Dialogen zu lauschen und sich der Geschichte hinzugeben. Aber neben der recht solide wirkenden Hintergrundgeschichte fühlt sich der gesamte Singleplayer-Part eher wie ein ausgedehntes Tutorial an. Denn alle drei Fraktions-Kapitel sind, mit Ausnahme der weiterlaufenden Hintergrundgeschichte, fast identisch aufgebaut. Damit beziehe ich mich nicht auf unterschiedliche Features im Gameplay, sondern auf die Vorstellung einzelner Klassen. Denn in jedem Kampagnenstrang wird nach ca. zwei Missionen eine weitere Klasse der Fraktion in einem kurzen Video vorgestellt, mit welchem man dann einzelne Parts kämpfen muss. Auf diese Art und Weise verliert man gewissermaßen den Bezug zu den eigentlichen Protagonisten, bekommt allerdings ein Feingefühl für die unterschiedlichen Möglichkeiten, die im Mehrspielermodus Anwendung finden werden.

Aber nicht nur das ist für mich ein Grund die Kampagne lediglich als eine ausgedehnte Vorbereitung für die Multiplayer-Matches anzusehen, sondern auch die leider zu kurz ausgefallene Kampagne. Denn die insgesamt 18 Missionen wird man in etwa fünf bis sechs Stunden Spielzeit komplett durchlebt haben. Sogar wenn man sich auf die Suche sämtlicher Storyschnippsel machen wird.

Parallelen zu ähnlichen Titeln
Zu unserer Verwunderung fanden wir die eigentliche Aufmachung der Kampagne nicht sonderlich innovativ oder neu gestaltet. Der direkte Vergleich zu Titeln wie zum Beispiel Call of Duty ist daher erschreckend ähnlich. Denn die einzelnen Missionen sind genauso knackig aufgebaut wie bei dem angesprochenen Ego-Shooter aus selbigem Hause. Es wird viel auf kurze action geladene Momente und Sequenzen gesetzt.

Neben den eigentlichen Abschnitten, bei denen wir uns lediglich durch die Gegnermassen prügeln müssen wird es zudem auch Bereiche geben, in welchen wir uns dem eigentlichen Kern von For Honor nähern – spannende Zweikämpfe. Diese basieren nämlich nicht nur aus dem stupiden Einprügeln auf bevorstehende Kontrahenten. Denn falls man nicht auf gegnerische Attacken entsprechend reagiert und diese abwehrt wird man selber recht schnell auf dem Boden der Tatsachen landen.
Aber es wird auch viel Wert auf Abwechslung gesetzt, da es selbst Areale geben wird, wo wir uns eine spannende Verfolgungsjagd auf einem Pferd leisten müssen. Diese Abschnitte sind zwar recht simpel gestrickt, da wir uns lediglich von links nach rechts bewegen müssen, um Objekten auszuweichen. Dennoch runden diese Momente den Spielfluss sinnvoll ab und wirken mit der entsprechenden Inszenierung durchaus spaßig!

Wenn wir an der Stelle daher mal ehrlich sind hat Ubisoft die Geschichte wieder einmal gut platzieren und in Szene setzen können. Es gibt viele aha-Erlebnisse und Änderungen im Ablauf mit denen wir vielleicht nicht gerechnet hätten.
Nichtsdestotrotz birgt die eigentliche Kampagne von For Honor nicht mehr als ein kleiner geschichtlicher Exkurs mit viel Action à la Hollywood. Entsprechend würden wir Spielern dringend davon abraten diesen Titel nur wegen der Kampagne zu erwerben. Denn das eigentliche Herzstück von For Honor wird erst im Mehrspieler-Modus sichtbar.

Im Mehrspieler werden die Schlachten geschlagen!
Neben der kurz ausfallenden Kampagne findet sich das eigentliche Kernstück von For Honor im Mehrspielermodus. Dies wird durch die verschiedenen Spielmodi und Möglichkeiten auch recht schnell deutlich. Unter anderem wird es einen klassischen Duell-Spielmodi geben, in welchem man sich in spannenden Zweikämpfen direkt mit anderen Spielern messen kann. Bestehen kann man somit nur, wenn man die einzelnen Klassen entsprechend zu seinem Vorteil nutzt. Es ist viel vom Geschick des Spielers abhängig, indem man auf die gegnerischen Angriffe mit gekonnten Manövern abwehrt um schlussendlich selbst in den Angriff zu gehen, um die Gegner niederzustrecken.

Ein weiterer Spielmodi ist unter anderem im Deathmatch angesiedeln, bei denen zwei Teams (bestehend aus jeweils bis zu vier Spielern) gegeneinander antreten werden. Dieser Spielmodus unterteilt sich in zwei Kategorien: Scharmützel und Vernichtung. Im ersten Modus liegt die Hauptaufgabe in der Erreichung von insgesamt 1000 Punkten, die für den Sieg notwendig sind. Punkte erreicht man durch das niederstrecken der gegnerischen Spieler und ist sozusagen der klassische Deathmatch-Modus. Die zweite Variante – Vernichtung –  stellt quasi eine Art „Last man standing“ dar. Hierbei ist es nicht mehr notwendig eine gewisse Punktzahl zum Sieg zu erreichen, sondern die Auslöschung des gegnerischen Teams wird im Vordergrund stehen. Es wird daher keinen Respawn geben, weswegen man die einzelnen Duelle bestenfalls mit einer finalen Niederstreckung beenden sollte. Somit verhindert man zumindest die Möglichkeit der Wiederbelebung einzelner Teamkameraden. Obwohl beide Modi im Deathmatch angesiedelt sind, spielen sich diese dennoch recht unterschiedlich und bringen somit eine Menge taktischer Möglichkeiten mit sich, um siegreich vom Schlachtfeld zu kommen.

Der Spielmodus „Herrschaft“ ist das eigentliche Herzstück von For Honor. In diesem liegt das Ziel auch in der Erreichung von 1000 Punkten mit dem Unterschied, dass zwei Teams um die Vorherrschaft auf einer Karte kämpfen werden. Anders als im klassischen Deathmatchmodus, in welchem zwei Teams um 1000 Punkte kämpfen müssen, wird man nicht nur Punkte durch das Besiegen von Gegnern erlangen. Es wird nämlich auch drei Kontrollpunkte geben, welche erobert und verteidigt werden müssen. Diese bringen dann kontinuierlich Punkte auf das eigene Konto. Eine weitere Besonderheit liegt zudem darin, dass KI-Fußsoldaten auf beiden Seiten mit von der Partie sein werden. Diese sind ähnlich anzusehen wie die Creeps aus bekannten Moba-Titeln, welche versuchen werden die Frontlinie entsprechend zu durchbrechen. Auch diese wird man im Spielgeschehen aktiv unterstützen können, um somit einen gewissen Vorteil erzielen zu können.

Wie fühlt sich das Kampfsystem an?
Das ein Titel sich nicht nur an verschiedenen Spielmodi messen lässt wird bei For Honor besonders deutlich, da ein großer Hauptaugenmerk auf das individuell angepriesene Kampfsystem gelegt wurde. Dieses besteht nämlich zum einen aus leichten und schweren Angriffen, sowie auch in dem Reagieren auf gegnerische Angriffe. Durch gekonnte Blockmanöver werden wir gegnerische Angriffe abwehren können, um somit keinen oder nur wenig Schaden davon zu tragen. Dies ist auch elementar wichtig, da man ansonsten sämtliche Kämpfe stets verlieren wird, wenn man die eigene Abwehr komplett außer acht lässt. Demnach basiert das Kampfsystem von For Honor auf einem sehr umfangreichen Schere-Stein-Papier-Prinzip, an welches man sich zunächst gewöhnen muss.

Damit sich die einzelnen Duelle nicht stets gleich anfühlen wird man auf bis zu 12 verschiedene Heldenklassen zurückgreifen können. Schade ist es nur, dass sich die Klassen der drei Fraktionen sehr ähneln. Kurz gesagt lassen sich diese in die Kategorien Vorhut, Schwergewicht, Assassine und Hybrid zuordnen, wobei jede ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen wird. Wo sich Assassinen mit recht flinke Angriffen und ihrer Wendigkeit (besonders Wichtig im Bezug auf dem Ausweichen gegnerischer Angriffe) auszeichnen werden die Schwergewichte unter den Klassen langsamere Hiebe ausführen können. Diese werden jedoch einen weitaus höheren Schaden austeilen können. Demnach ist das Ausprobieren der verschiedenen Klassen wichtig, um seinen eigenen Stil in For Honor zu finden.

Fazit:
Was man For Honor direkt anmerkt ist die unglaubliche Arbeit, die in das Projekt investiert wurde. Neben dem gut durchdachten und anspornenden Kampfsystem wirken die verschiedenen Spielmodi im Mehrspielermodi recht solide. Selbst die Kampagne, die leider mit insgesamt sechs Spielstunden recht kurz ausfällt, enthält ein gewisses Suchtpotential in sich verborgen. Denn die geschichtliche Aufmachung ist wirklich gut in Szene gesetzt, was neben action geladenen Sequenzen auch durch gut gewählte Synchronsprecher atmosphärisch abgerundet wird. Lediglich der fade Beigeschmack eines ausgedehnt wirkenden Tutorials blieb uns im gesamten Verlauf der Kampagne bestehen. Denn immer neue Klassen-Vorstellungen hätte man auch irgendwie anders in das Spiel einfließen lassen können.
Wo jedoch der Umfang im Singleplayer-Modus gefehlt hat ist der Multiplayer durchaus langlebiger. Besonders die verschiedenen Modi bringen durch die kurzen knackigen Matches einige Stunden Spaß mit sich, was mit einem gewissen Suchtfaktor zusammengefasst werden kann. Auch das eigentliche Kampfsystem ist gut umgesetzt worden,  auch wenn dies einige Zeit an Übung fordern wird. Wer sich demnach auf spannende Zweikämpfe gegen andere Spieler in einem mittelalterlichen Szenario einlassen möchte ist mit For Honor bestimmt gut bedient.

Good

  • Bis zu 12 verschiedene Heldenklassen
  • Gut umgesetzter Mehrspielermodus
  • Sehr gutes Kampfsystem

Bad

  • Sehr kurze Kampagne
  • Drei Fraktionen unterscheiden sich kaum
8.5

Gut

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