Len’s Island

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Nach Jahrelanger Zeit in der Early Access hat Len’s Island, aus dem Hause vom Entwickler Flow Studio, nun endlich den Sprung ins Release geschafft. Wir haben uns für euch auf die Inseln gewagt und berichten in unserem aktuellen Testbericht, wie uns der Mix aus Survival-Elementen, Kampfsequenzen und gemütlichem Häuserbau im Indie-Charme gefallen hat.

Zwischen Neuanfang und uralter Dunkelheit – die Geschichte von Len’s Island

Geschichtlich werden wir in Len’s Island anhand einiger Bilder samt sprachlosem Text sehr sporadisch eingewiesen. Ein geheimnisvoller Asteroid ist auf der Erde eingeschlagen und wurde fortan von der Menschheit verehrt, bis diese fast komplett verschwunden ist.

Jahrzehnte später wurden diese Fragmente wiedergefunden und zunächst als Energiequelle genutzt, bis diese fast die komplette Menschheit in dunkle Kreaturen verwandelt hat. Die letzten Überlebenden fanden Schutz in der Dunkelheit.

Von dieser Geschichte getrieben und voller Mut die Welt zu retten finden wir uns in Len’s Island als namenloser Held auf einem Schiff wieder, welches uns zu einer gefährlichen Inselkette führen wird. Den vorherigen Charaktereditor überspringen wir an der Stelle bewusst, da dieser wirklich sehr spartanisch ausfällt.

Auf der Insel angekommen beginnt unser Abenteuer sogleich und wir werden erstmals mit den Survival-Elementen vertraut gemacht. Es heißt nämlich zunächst allerhand Ressourcen zu Farmen, um daraufhin ein erstes Eigenheim zu bauen, bevor wir uns in die weitere Erkundung der weiten Welt wagen werden.

Das Farming selber

Der erste Unterschied, zu einem klassischen Action RPG, wird bei einem Blick auf unseren Rucksack relativ schnell deutlich. Wir werden kein Platzmanagement betreiben müssen, sondern haben stattdessen eine Maximalkapazität pro Ressource zur Verfügung, ehe wir diese in Kisten oder Lägern verstauen müssen. Die Kapazität kann im späteren Spielverlauf noch erweitert werden, dazu aber später mehr.

Zudem werden wir auch gleich zu Beginn auf grundlegende Gegenstände zurückgreifen können und müssen diese nicht craften. Mit einer Axt werden wir beispielsweise zunächst Bäume hacken und zu Fall bringen müssen, um dann das notwendige Holz einzusammeln. Steine oder Ton können mit einer Spitzhacke abgeschlagen werden und sämtliche Sträucher oder Blumen können wir auch mit unserem Schwert zerhacken und einsammeln. Da es auch mehrere Holz- oder Edelsteine geben wird, müssen wir unsere Gegenstände auch später aufwerten, damit wir diese auch schlussendlich abbauen können. Dadurch baut sich das Farming-System langsam auf und wir werden nicht von einer Masse an Ressourcen anfänglich erschlagen.

Insgesamt wird es vier verschiedene Ressourcenarten in Len’s Island geben. Neben den Basisressourcen wie Holz und Stein wird es auch verschiedene Blumen, Saaten, Früchte, Gemüse und Fleisch geben. Manche Produkte müssen auch weiterverarbeitet werden, ehe man diese verzehren kann. Denn in Len’s Island werden wir auch Hunger erleiden und müssen diesen entsprechend stillen. Der Wasservorrat wird dabei für unseren Charakter aber komplett außer Acht gelassen. Verwunderlich ist es an der Stelle nur, dass wir an Energie verlieren werden, wenn wir Hunger erleiden sollten. Aber wir werden trotzdem nicht verhungern können. Warum man zwar dieses Survival-Element in das Spiel integriert hat, aber es nicht bis zum Ende ausgeführt hat bleibt allerdings etwas fraglich.

Umfangreicher Häuserbau

Kommen wir aber nun zu einem wichtigen Kernelement von Len’s Island – Dem Häuserbau selbst. Sehr früh im Spiel werden wir uns nämlich einen Unterschlupf samt Bett bauen müssen, was wir auch mit den ersten Ressourcen bereits erledigen können. Mit weiterem Sammeln alternativer Ressourcen können wir insgesamt vier verschiedene Baustile verfolgen, je nachdem wie unser Geschmack eben ausfallen sollte. Der Bau selbst ist sehr spielerfreundlich und einfach integriert worden, so dass wir neben zweckmäßigen Gebäuden auch wirklich schön aussehende Häuser mit entsprechender Inneneinrichtung ausstatten können. Hierbei erkennt man relativ schnell, dass man viel Zeit allein in dem Häuserbau investieren kann, wenn man hierfür einen Fable haben sollte. Kosmetische Items wie Tische, Stühle und sogar Bilder können auf der Map entweder gefunden, oder bei einem Händler gegen Gold erworben werden.

Nach den verschiedenen Baustilen werden wir zudem auch auf eine Vielzahl unterschiedlicher Maschinen zurückgreifen können, die unseren Charakter im weiteren Verlauf Formen und Unterstützen werden. Denn dort können wir unter anderem weitere Materialien herstellen, mit denen wir unsere Waffen upgraden und verstärken können, werden aber auch weitere Elemente dadurch freischalten können. Len’s Island setzt damit bewusst Akzente, so dass man zum einen Ressourcen sammeln, diese aber auch zu weiteren Materialien weiterverarbeiten muss, um hochwertigere Gegenstände damit zu formen. Zum einen können dadurch auch Verzauberungen auf unsere Ausrüstungsgegenstände und Waffen gebracht werden und auch Tränke müssen gebraut werden, die uns im späteren Kampf deutlich unterstützen werden.

Landwirtschaftlicher Betrieb

Neben dem sehr umfangreichen Häuserbau hat der Entwickler Flow Studio sogar noch ein weiteres Kernelement in das Spiel gebracht – Die Landwirtschaft. Natürlich können wir uns auf den verschiedenen Inseln darum bemühen verschiedene Pflanzen zu Farmen und weiter zu nutzen. Wir können allerdings auch die gewonnenen Samen in angelegten Hochbeeten einpflanzen, bewässern und später als eigene Ernte in größeren Mengen abgreifen.

Aber auch hierbei ist eine Weiterentwicklung unserer Maschinen von großer Wichtigkeit. Denn wo wir uns anfänglich mit einem Eimer selbst um die Bewässerung kümmern müssen, damit die Pflanzen nicht eingehen und Ertrag bringen, können wir später Wassertürme und sogar Wasserpumpen aufbauen, die das dann für uns übernehmen werden. So müssen wir uns nur noch um das Ernten und Neu bepflanzen kümmern, was uns aber schon eine Menge an Arbeit abnehmen wird.

Neben der automatisierten Landwirtschaft wird es aber auch noch mehrere Inseln geben, die eine Fabrik enthalten werden. Diese müssen nur noch käuflich erworben werden und können von uns sogar aufgewertet werden. Es erfolgt im Anschluss dann eine automatisierte Zufuhr der verschiedenen Ressourcen wie Holz, Stein und Maschinenteilen, die auch sogar in einem miteinander verbundenen Lager gehortet werden. Somit entfällt auch das Abfahren der unterschiedlichen Inseln und dem Einsammeln der Produkte.

Und wie schon erwähnt sind die Läger miteinander verknüpft. Auch das spart enorm viel Zeit, wenn wir auf mehreren Inseln bauen und nicht immer umherfahren wollen.

Hierbei müssen wir nur bedenken, dass falls wir in der Nacht unterwegs sein sollten, es sogar Überfälle auf unsere Produktionsgebäude geben kann. Die dunklen Kreaturen werden dann versuchen diese zu zerstören, wodurch wir zumindest für einen gewissen Zeitraum keine Produkte mehr automatisiert erhalten werden. Aber zum Glück kann man in Sachen Abwehr auch einige Gebäude errichten. Neben normalen Wänden zählen vor allem Selbstschussanlagen dazu.

Die einseitige Charakterentwicklung

In Len’s Island werden wir, anders als in anderen Action RPG’s, nicht die Möglichkeit haben uns für eine Klasse zu entscheiden. Denn die Auswahl fällt komplett weg, so dass wir bei einem Levelaufstieg nur unseren Skillbaum erweitern können. Dieser ist in vier Sparten aufgeteilt, so dass man selbst entscheiden kann, worauf man zunächst einen Fokus setzen möchte.

Hierbei kommt aber sogleich auch ein großer Nachteil. Denn, obwohl es vier Zweige geben wird, werden wir im späteren Spielverlauf unsere Skillpunkte sowieso auf allen Bereichen gesetzt haben. Somit entfällt auch eine mögliche Spezialisierung, die das Spiel vielleicht noch hätte, abwechslungsreicher gestalten lassen. Insbesondere im Mehrspielermodus, wo wir uns mit sieben weiteren Spielern ins Getümmel stürzen können. Es wäre schön gewesen, wenn hierbei jeder Spieler einer Spezialisierung nachgehen würde, um dadurch einen Mehrwert für die Gruppe zu bieten. Stattdessen verläuft das Ganze im Laufe der Zeit, so dass alle Spieler dieselben Fähigkeiten haben werden.

Insofern fehlte uns ganz klar eine deutliche Linie, die man mit seinem Charakter fahren kann, um möglicherweise auch mehreren Spielständen nachzugehen. Das hätte nicht nur den Wiederspielwert gesteigert, sondern hätte viel mehr Abwechslung in das Gameplay bringen können. Vor allem auch bei den kämpferischen Parts, zu denen wir jetzt kommen werden.

Um im Level einfacher aufsteigen zu können kann auch auf verschiedene Quests zurückgreifen, die sich in Neben- und Hauptaufgaben zur Geschichte unterteilen werden.

Das Kampfsystem wirkt recht einfallslos

Es ist klar, dass wir nicht nur friedliche Momente in Len’s Island haben werden. Auf der oberen Welt wird es vor allem Nachts gefährlich, da dort die dunklen Kreaturen aus der Dunkelheit kommen werden. Ansonsten werden wir vor allem in Minen, die zum einen zur Fortbewegung auf der gesamten Map, als auch zur Ressourcensammlerei einen wichtigen Part einnehmen werden, auf die verschiedensten Monster treffen. Zudem wird es auch diverse Dungeons geben, die wir zunächst einfach, aber später auch im herausfordernden Modus erforschen können. Letztere bieten vor allem einen wichtigen Loot, den wir zur weiteren Charakterentwicklung zwingend benötigen werden. Da wir dort auf weitere Waffen und Ausrüstungsgegenstände stoßen werden.

Aber beziehen wir uns zunächst auf die Dungeons. Dort wird es mehrere Gegnerarten geben, die unterschiedlichen Nah- und Fernkampfschaden austeilen können. Zur Auswahl selber haben wir Nah- sowie Fernkampfwaffen. Wobei Pfeil und Bogen recht schnell in den Hintergrund geraten werden, da die meisten Kämpfe recht schnell in einer Massenansammlung der dunklen Kreaturen enden werden. Vor allem auch in kleineren Arealen des Dungeons, wo wir zunächst alle Gegner besiegen müssen, bevor wir weiter vorstoßen können. Da wird sehr anfällig für Schäden sind und anfänglich auch weder Heiltränke noch Verzauberungen auf unserer Ausrüstung haben, werden die Kämpfe immer gleich aussehen. Wir versuchen mit Soulslike-Mäßigen rollenden Bewegungen den Angriffen der Gegnermassen auszuweichen, um immer wieder einen gezielten Schlag zu machen. Mit der Dauer sinken die Gegnermassen, so dass wir erfolgreich aus den Kämpfen hervorgehen werden. Sollten wir dies einmal nicht tun und doch sterben, so verlieren wir unseren derzeitigen Loot und starten entweder am Dungeon-Eingang erneut oder eben im Bett unseres Hauses. Der verlorene Loot kann dann wieder am Ort des Ablebens eingesammelt werden, wenn wir diesen bereinigt haben.

An dieser Stelle muss aber angemerkt werden, dass es später einen Skill geben wird, mit dem wir beim Tod auch keinen Loot verlieren werden. Das sorgt natürlich auch wiederum dazu, dass wir nicht zwingend immer aufpassen, nicht zu sterben. Denn verlieren tun wir ohnehin nichts.

Wie bereits erwähnt fallen die Kämpfe tatsächlich immer identisch aus und werden teilweise nur durch den ein oder anderen Bosskampf etwas abgerundet. Aber auch dort werden die Bewegungen ähnlich ausfallen, wie bei den anderen Auseinandersetzungen. Gerade bei den Kampfelementen hätten verschiedene Klassen einen frischen Wind in das Gameplay bringen können. Vor allem in Verbindung mit weiteren Mitspielern, wo einer zum Beispiel die Tankrolle einnehmen und andere Wiederrum für die Heilung oder den Fernkampfschaden geeignet gewesen wären. Aus diesem Grund können wir nur hoffen, dass möglicherweise noch bei weiteren Updates solche möglichen individuellen Charaktere den Weg ins Spiel finden werden.

Fazit

Der Gesamteindruck von Len’s Island fällt zunächst sehr positiv aus. Die verliebte comichafte Grafik im Indie-Stil macht wirklich Lust auf mehr, auch wenn sich vereinzelnd doch einige Ruckler wiederfinden werden. Dennoch sitzt das Survival-Gameplay und es macht Spaß die Ressourcen zu sammeln, um sich im Häuserbau auszutoben. Die verschiedenen Möglichkeiten der Weiterentwicklung wurden auch sehr gut umgesetzt und einen solchen Umfang hätte ich tatsächlich nicht erwartet – vor allem nicht in der Landwirtschaft. Auch die etwas andere Interpretation des Rucksacks hat mir sehr gefallen, so dass wir uns nicht vor Ort entscheiden müssen, welche Materialien und Ressourcen wir mitnehmen wollen, sondern es an eine Kapazität geknüpft ist.

Schade ist nur, dass im direkten Vergleich zum Häuserbau und dem gesamten Ressourcenmanagement mit Weiterverarbeitungen die Charakterentwicklung eher zweitrangig und wenig innovativ ausfällt. Dazu zählt natürlich der Skilltree, sowie auch die fehlende Klassenauswahl.

Wer sich dennoch mit diesem kleinen Manko arrangieren kann, wird viel Freude haben die verschiedenen Inseln mit dem eigens gebauten Schiff zu erkunden. Denn neben Wäldern warten auch Wüstenlandschaften und schneebedeckte Inseln auf unsere Entdeckung.  

Zusammenfassend betrachtet ist Len’s Island tatsächlich ein solider und spannender Titel, welcher mich wirklich für eine längere Zeit fesseln konnte. Wenn ihr also Action RPG’s mit Survival Elementen mögt und auch ein Indie-Grafikstil bevorzugt ist dieser Titel durchaus eine gelungene Alternative zu dem gewohnten Mainstream-Material, welches immer dieselben Wege gehen wird.

Good

  • Innovativer Häuserbau
  • Sehr ausgebaute Landwirtschaft
  • Verknüpfte Läger

Bad

  • Keine auswählbaren Klassen
  • Skillbaum mit fehlenden Spezialisierungen
  • Einseitige „soulslike“ Kämpfe
8.5

Gut

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