Let Them Trade

PC

Mit Let Them Trade bringt der Entwickler SpaceFlowers einen Aufbau-Strategietitel mit Indie-Charme auf den Markt, welches auf den ersten Blick eher an heimische Brettspielabende vor dem Küchentisch erinnern dürfte. In unserem aktuellen Testbericht erfahrt ihr, wie sich der Titel geschlagen hat und auf was ihr euch freuen könnt.

Kampagne als roter Faden

In Let Them Trade werden wir vom König höchstpersönlich angehalten uns nicht nur um die Angelegenheiten und Bedürfnisse des Königreichs zu kümmern. Nein, wir werden sogar primär damit beauftragt alle Vorkehrungen für eine große Geburtstagsfeier des Königs zu treffen. In der reinen Singleplayer Kampagne werden wir somit auf insgesamt 12 Missionen stoßen, die uns anfänglich in die Grundthematiken des Spieles einführen wird. In der fortlaufenden Kampagne wird dann der wirtschaftliche Fokus des Spieles mit einhergehendem Handel recht schnell deutlich.

Die ersten Städte werden errichtet

In Let Them Trade beginnt alles mit dem Bau deiner ersten Stadt – dem Herzstück deiner aufstrebenden Handelswelt. Hier entscheidest du nicht nur über den Standort, sondern auch über die Ausrichtung: Welche Ressourcen stehen in der Umgebung zur Verfügung, und wie lassen sich diese optimal nutzen? Diese werden auf den kachelförmigen Teilen des Spielbretts jeweils angezeigt.

In jeder Stadt müssen Häuser für unsere Arbeiter und Produktionsgebäude erstellt werden. Die Häuser liefern auch logischerweise sogleich die benötigten Arbeiter. Da jede Stadt nur eine begrenzte Anzahl an bebaubaren Flächen hat sind Spezialisierungen von großer Wichtigkeit. Diese können zwar später noch erweitert werden, um weitere Flächen zu bebauen, aber dazu kommen wir später noch.

Somit sollten anfänglich Städte errichtet werden, die auf Nahrungs-, Holz- und Wollproduktion spezialisiert sind. Ähnlich wie bei der Anno-Reihe werden unsere Bewohner gewisse Grundbedürfnisse haben, die wir stillen müssen. Da aber nicht alles in einer Stadt angebaut werden kann müssen Handelswege zwischen unseren Städten errichtet werden. Der Handel, einem weiteren Herzstück von Let Them Trade, wird dann völlig automatisiert von einer KI zwischen den Städten vorgenommen. Zum Bau von Häusern und Produktionsstädten werden Holz oder Steine, später auch weitere Materialien benötigt, die zwischen den Städten gehandelt werden. Die Grundbedürfnisse unserer Bauern beispielsweise richten sich anfänglich lediglich an der Nahrung, können aber im weiteren Spielverlauf steigen. In weiteren Entwicklungsstufen benötigen wir dann noch Städte mit Arbeitern, Bürgern oder Adeligen, welche auch Kleidung, Wolle oder andere Güter benötigen, um glücklich zu sein. Sollten wir die Bedürfnisse der jeweiligen Klassen nicht stillen können, so wird die Zufriedenheit sinken, wobei auch gleichermaßen die Effizienz der Produktionen sinken wird.

Recht schnell wird demnach deutlich, dass wir zu Beginn die Grundressourcen in ausreichendem Maße zur Verfügung haben sollten, bis wir Städte mit höheren Klassen errichten.

Die Entwicklung liegt in deiner Hand

Bei Let Them Trade handelt es sich glücklicherweise um ein sehr gemütliches Aufbau-Strategiespiel, wo wir das Tempo unseres Voranschreitens stets selbst bestimmen können.

In einem Forschungsbaum werden uns die verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten jeder Klasse aufgezeigt und es obliegt uns, wie schnell wir in der Entwicklung voranschreiten wollen. Setzen wir somit auf eine schnelle Expansion, um möglichst höherwertige Ressourcen in kurzer Zeit zu schaffen, so könnten wir recht schnell ein Problem mit den Grundressourcen haben. Da jegliche Städte nur über eine begrenzte Baufläche verfügen, können wir aber auch die Häuser aufwerten, so dass unter anderem mehr Bewohner pro Haus vorhanden sind, oder auch die Effizienz der Gebäude gesteigert wird. An dieser Stelle ist wohl ein gewisses Feingefühl gefragt, so dass wir nicht zu schnell mit einer Ressourcenknappheit in Berührung kommen werden.

Pro Forschung werden aber auch Materialien benötigt, bevor diese Fertiggestellt werden können. Die ersten Forschungen können aber mit den Startressourcen bewältigt werden, wohingegen diese der höheren Klassen eine Entwicklung anderer Produktionsgebäude benötigen werden. Die Ressourcen selbst werden aber von unserem Schloss bei den angrenzenden Städten auf dem Markt automatisch gekauft. Wir können lediglich bei der Menge der eingekauften Ressourcen agieren, um gegebenenfalls einen Vorrat von manch einem Produkt anzulegen, um beispielsweise Forschungen schneller vorantreiben zu können.

Das Kampfsystem

Neben den wirtschaftlichen Gebäuden werden wir aber auch eine Kaserne errichten können, mit der wir neben Rittern auch Soldaten ausbilden können. Die Soldaten selber können den jeweiligen Rittern zugeordnet werden, welche diesen im Kampf unterstützen werden.

Der Ritter selbst kann zum einen dafür verwendet werden, um das Spielbrett weiter zu erforschen. Um möglicherweise weitere Ressourcenquellen für zukünftige Städte auszumachen. Zum anderen stellt dieser aber auch unsere Verteidigung dar, welche wir zwingend benötigen, da wir des Öfteren von Räubern heimgesucht werden können. Diese versuchen die Handelswege zu blockieren und unsere Händler auszurauben, was zu wirtschaftlichen Problemen führen könnte. Um das zu verhindern können wir die direkte Konfrontation eingehen und die Räuber entsprechend attackieren. Die Kämpfe werden per Zufall mit Würfeln ausgetragen, wobei unser Ritter bei einer Niederlage aber nicht sterben kann. Dieser zieht sich anschließend einfach zurück und sammelt beispielsweise in der Kaserne die nächsten Soldaten ein, um wieder in den Kampf zu ziehen. Zudem wird es auch Räuberkamps geben, von denen diese ihre Angriffe starten werden. Sollten wir die Gegner also zurücktreiben ist es nicht unwichtig sich auch um diese Camps zu kümmern. Zumindest, wenn wir auf längere Sicht her unsere Ruhe haben wollen.

Grafisch sehr bodenständig

Die Grafik von Let Them Trade versprüht den Charme eines liebevoll gestalteten Brettspiels, das zum Leben erweckt wurde. Anstatt auf hyperrealistische Darstellungen zu setzen, nutzt das Spiel einen warmen, stilisierten Look mit klaren Farben, weichen Kanten und detailreichen Miniaturwelten. Städte, Straßen, Märkte und Landschaften wirken, als wären sie handbemalte Holzfiguren, die auf einem kacheligen Spielbrett platziert wurden. Dieser Ansatz verleiht dem Spiel nicht nur eine einladende, gemütliche Atmosphäre, sondern sorgt auch dafür, dass die Übersicht jederzeit gewahrt bleibt – selbst bei wachsendem Handelsnetzwerk.

Feine Animationen und liebevolle Details bringen die Welt zum Leben: Händlerkarren ziehen gemächlich über Straßen, Bäume wiegen sich sanft im Wind, und kleine Figuren verrichten geschäftig ihre Arbeit. Die Benutzeroberfläche fügt sich nahtlos in den visuellen Stil ein, ist übersichtlich gestaltet und verstärkt den Brettspielcharakter. Zusammen mit der stimmungsvollen Farbpalette entsteht so eine Grafik, die nicht nur funktional ist, sondern einen ganz eigenen Wohlfühlfaktor mitbringt.

Fazit

Zusammenfassend konnte mich Let Them Trade tatsächlich seit der ersten Spielminute fesseln. Das ruhig wirkende Aufbau-Strategiespiel versprüht einen wundervollen Indie-Charme in der Optik und wir haben die Brettspielansicht wirklich sehr genossen. Sehr positiv anzumerken ist, dass wir sogar sehr nah heranzoomen können, um das Treiben unserer hölzernen Figuren direkt zu betrachten. Auch das nimmt viel Geschwindigkeit aus dem Spiel, da wir für solche Momente auch durchaus Zeit gefunden haben.

Vom wirtschaftlichen Aspekt her betrachtet ist Let Them Trade auch logisch aufeinander aufgebaut. Haben wir erst einmal unsere spezialisierten Städte sowie die Handelswege errichtet läuft erst einmal alles wie von Geisterhand selbst. Kein großartiges Micromanagement wird gefordert, was für den ein oder anderen Gelegenheitsspieler vielleicht hätte überfordernd wirken können. In unserem Tempo nehmen wir dann die Forschungen vor und erweitern unsere Städte sinnvoll, so dass wir keine Ressourcenknappheit erfahren werden.

Die Kampfelemente rücken aufgrund der Möglichkeiten zwar etwas in den Hintergrund, fließen aber dennoch passend in das ruhigere Aufbau-Strategie-Genre hinein. Vielleicht hätte man sich etwas mehr taktische Möglichkeiten wünschen können, da es wirklich nur auf die Menge der Soldaten auf dem Schlachtfeld ankommt. Und sollten wir doch einmal mit einer Niederlage aus einem Gefecht herausgehen, so laden wir einfach Soldaten nach und kehren zurück, bis wir siegreich sind.

Good

  • Idyllische Grafik
  • Gutes Wirtschafts- und Handelssystem
  • Für Gelegenheitsspieler geeignet
  • Ruhige Spielatmosphäre

Bad

  • Reines Singleplayer Spiel
  • "Nur" 12 spielbare Missionen
  • Einseitige Kämpfe
8.5

Gut

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