Mass Effect Andromeda

Die Mass Effect Trilogie rund um Commander Shepard begeisterte Millionen Spieler. Nun wagt BioWare mit Mass Effect Andromeda den Reboot der Serie. Wir haben uns in den Raumanzug gezwängt, und verraten Euch wie sich der Neuanfang auf der PS4 für uns angefühlt hat.

Der Beginn einer neuen Ära für die Menschheit

Scheinbar hat die Menschheit auch in der Zukunft immer noch nicht dazu gelernt. Die Lebenszeit der Erde neigt sich dem Ende entgegen und irgendwie muss eine neue her. Nur leider liegt ein potentieller Nachfolger nicht in der direkten Nachbarschaft. Was also tun? Immer, wenn die Menschheit kurz vor dem Abgrund steht, kommt irgendwo ein kleiner Hoffnungsschimmer. So auch diesmal. Durch die Entdeckung uralter ausserirdischer Ruinen auf dem Mars wurden schlagartig alle wissenschaftlichen und technologischen Kenntnisse um Jahrtausende nach vorne gepusht. Im Jahr 2185 lebt die Menschheit in einem goldenen Zeitalter der interstellaren Raumfahrt. Während viele diese neuen Fähigkeiten und Herausforderungen bei er Erkundung der Milchstrasse ausleben, drängt es andere noch zu weiter entfernten Sternen. So schickt man eine riesige Weltraumarche mit 20.000 Mann Besatzung in Richtung Andromeda, unsere Nachbar-Galaxie. Unter ihnen die Ryder-Zwillinge, die beiden Hauptdarsteller in Mass Effect Andromeda.

Immer schön nett sein

Bevor wir uns ins Abenteuer stürzen können, geht es an die Charaktererstellung. Für ganz Ungeduldige stehen zwei voreingestellte Charaktere zur Schnellauswahl. Entscheiden wir uns für einen eigenen Protagonisten, basteln wir aus den unterschiedlichsten Merkmalen und Eigenschaften entweder ein männliches oder weibliches Pendant. Für den Verlauf des Spiels spielt dies keine Rolle, da wir eine klare Aufgaben haben. Wir sind Mitglied des Pathfinder-Teams, welches potential bewohnbaren Planeten erkunden und einen ersten Aussenposten errichten soll.

Darauf habe ich 600 Jahre gewartet

Wie lautet ein klassisches Anfangsszenario bei vielen Sci-Fi Geschichten? Wir erwachen aus einem jahrhundertlangem Kryo-Schlaf und irgendwas geht schief. So auch bei Mass Effect Andromeda. Nach über 600 Jahren sind wir im Heleus-Cluster der Galaxis Andromeda angekommen. Nachdem wir so einigermaßen zu uns gekommen sind, fängt das Schlamassel schon an. Seltsame Atmosphären-Phänomene und bedrohlich wirkende Energiewolken schütteln die Arche durch und lassen sie kurz vor Habitat 7 havarieren. Habitat 7 ist einer aus tausend potentiell bewohnbaren Planeten und soll genau der richtige Ort für eine neue Erde sein. Nur leider sieht er in natura nicht so aus, wie wir uns ihn vorgestellt haben. Auf den ersten Blick sieht er nicht wirklich einladend aus. Wir müssen uns innerhalb einer Stunde bereit machen, um zu überprüfen, ob wir auf diesem Planeten überhaupt leben können. Wäre das nicht schon alles schlimm genug nach 600 Jahren Ruhe, ist die Kryo-Kammer unserer Zwillingsschwester durch einen Ausfall der Schiffsgravitation quer durch den Medizinhanger geflogen. Ein kleines Familiendrama gehört halt auch zu jedem Sci-Fi-Abenteuer.

Erstmal die Beine vertreten

Wir bleiben zunächst jedoch professionell und machen das, wofür wir ausgebildet wurden. Unser Aufgabe besteht ja darin, diesen seltsamen Planeten zu erforschen. Während der neue Planet vom weiten nicht gerade einladend aussah, bekräftigt sich dies leider auch bei der bevorstehenden Landung unseres Expeditionsshuttles. Schroffe Gebirge, mächtige Blitze und schwebende Berge sind nicht gerade das, was wir uns von einer neuen Erde erhofften. Und dann erkennen wir am Horizont noch Spuren einer fremden Zivilisation – alleine sind wir scheinbar auch nicht. Bevor wir die merkwürdigen Bauwerke genauer anschauen können, sendet uns Habitat 7 ein Willkommensgeschenk. Unser Shuttle wird getroffen und wir werden hinausgeschleudert. Ab diesem Moment wird eine neue Funktion in Mass Effect Andromeda vorgestellt – der Jetpack. Mit diesem Gerät auf dem Rücken können wir im Spielverlauf höher springen und neue Taktiken im Kampf vollziehen. Im Moment rettet er uns erst einmal vor einem sichern Sprung in den Tod.

Damit kommt eine friedliche Lösung nicht mehr in Frage

Nachdem wir uns vom Aufprall so einigermaßen erholt haben, geht es zurück zur Mission. Mit einem Teamkameraden machen wir uns auf die Suche nach den anderen Mitgliedern, die hoffentlich auch den Absturz überlebt haben. Wir scannen erstmal unsere Umgebung und müssen feststellen, dass unser bionisches Implantat defekt ist und somit keine genauen Angaben geben kann. Wir befinden uns also auf einer fremdem Welt und haben keine Ahnung mit was es zu tun haben. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, stossen wir auf der Suche nach unseren Pathfinder-Mitgliedern, auf eine unbekannte Alienrasse, die uns prompt angreift. Im weiteren Verlauf unserer Erkundung entdecken wir alte Technologien, auf die es unsere Alienfeinde abgesehen haben. Direkt in der ersten Stunde wirft Mass Effect Andromeda dem Spieler eine Vielzahl von Fragen an den Kopf. Was ist das Geheimnis der alten Relikte und Ruinen auf dem Planeten? Wer sind die feindlichen Aliens? Was ist mit Habitat 7 passiert? BioWare versucht den Spieler von Beginn an in eine gewisse Ungewissheit zu katapultieren. Typisch für ein Reboot, haben wir zunächst keine Ahnung worum es eigentlich geht und Antworten werden mit weiteren Fragen gegeben. So soll die Story packend wirken und den Wissenshunger des Spielers wecken. Dies funktioniert recht gut, obwohl die erzählte Geschichte in vielen Punkten sehr vertraut vorkommt. Neu sind Online-Missionen, die Teil der Story sind. Man kann sie zwar überspringen, verpasst aber die ein oder andere Belohnung.

Sieht schon etwas seltsam hier aus

Altbekanntes in neuer Gestalt

Obwohl Mass Effect Andromeda ein Reboot der Serie ist, fühlen sich Spieler der Vorgänger direkt heimisch. Wie die vorherigen Teile, lebt auch Andromeda von den unterschiedlichsten Charakteren, der vielschichtigen Story und den zahllosen Entscheidungen, die wir treffen müssen und die bleibende Konsequenzen im Spielverlauf haben können. Um die Loyalität unserer Teammitglieder zu verbessern, sollten wir bestimmte Missionen abschliessen, die ihnen wichtig sind. Auch über die Wahl unseres Tones bei Dialogen müssen wir darauf achten, wem wir wie eine Antwort geben, denn Romanzen sind auch wieder möglich. Im Bereich der Fähigkeitenentwicklung und des Craftings gibt es leider kaum Neuerungen. Wir können zwar unsere Waffen modifizieren und Fertigkeiten im Bereich Bionik, Technologie und Kampf verbessern, jedoch sind sie kaum spürbar oder wecken den Sammeltrieb in uns.

Immer die Waffe im Anschlag

Auch die Kämpfe verlaufen wie in den anderen Mass-Effect Teilen. Uns stehen vier verschiedene Waffen zur Verfügung, die über ein Waffenrad ausgerüstet werden können. Ziehen wir eine Waffe, springt die Kamera etwas näher an unseren Helden heran und im unteren Bereich erscheint ein kleines Kampfmenü. Spezialfähigkeiten können nun direkt mit festen Tastenbelegungen ausgewählt werden, was das Handling etwas verbessert. Bewegen wir uns auf eine Deckungsmöglichkeit zu, gehen wir automatisch in Schutz. Eine wirkliche Neuerung, die unsere Kämpfe dynamischer gestaltet ist der Jetpack. Mit dem Raketenrucksack auf dem Rücken können wir uns entweder einen besseren Überblick über das Kampfgetümmel verschaffen oder Gegner aus der Luft angreifen. Leider fällt das beste Kampfsystem mit dem Verhalten der Gegner – und auch bei Mass Effect Andromeda muss am Verhalten der Gegner-KI noch besser nachjustiert werden. So rennen ganze Gegnergruppen einfach querfeldein ohne auch nur die geringste Deckung zu suchen. Mal verschanzen sie sich aber so vehement hinter einer Deckungsmöglichkeit, dass sie nichts anderes mehr machen.

Was könnten das für Geräte sein?

Grafisch und atmosphärisch überzeugt Mass Effect Andromeda leider nicht ganz und kann definitiv nicht mit einem Horizon Zero Dawn mithalten. Die Animationen wirken zum Teil recht hölzern und die Mimik der Charaktere wirkt als hätten sie vorher noch eine Botox-Behandlung erhalten. Ein weiterer Negativpunkt sind die teilweise komplett verwirrenden Menüs. Wenn wir unsere Waffe zurück in den Holster stecken wollen, müssen wir zuerst das Waffenrad aktivieren und dort auf den Button für das Halftern klicken.

Fazit

Mass Effect Andromeda bietet viel Action und eine Menge Geschichten mit vielschichtigen Charakteren. Leider werden die äußerst spannenden Haupt- und Loyalitätsmissionen mit zahlreichen Routinemissionen gestreckt, die immer nach dem selben Schema absolviert werden müssen. Auch die lieblosen Charaktermodelle und deren puppenartige Mimik schwächen den Gesamteindruck ab. Mass Effect Andromeda ist ein solides Sci-Fi-Spiel, dass jedoch nicht an die original Trilogie herankommt oder einen Serienreboot wie Tomb Raider perfekt inszeniert.

Good

  • Spannende Story
  • Vielschichtige Charaktere
  • Verbesserte Loyalitätsmissionen

Bad

  • Hölzerne Charakteranimationen
  • Zu viele Standardmissionen
8

Gut

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