In Metro Exodus schickt uns 4A Games auf eine riskante Reise durch das postapokalyptische Russland. Wir haben unseren Rucksack gepackt und zeigen Euch, was wir auf unserem Trip so alles erlebt haben.
Niemals die Hoffnung aufgeben
Niemand glaubt Artjom. Noch nicht einmal seine Frau, seine Mitstreiter des Ordens, seine Freunde, die Menschen an seiner Seite. Doch Artjom ist fest entschlossen nicht im Untergrund alt zu werden und hier zu streben. Menschen sind nicht für das Leben in Tunneln geboren. Sie werden geboren, um frische Luft zu atmen. Er erinnert sich noch an das Leben vor dem Krieg. Jene Zeit, in der die Menschen nicht wie Ratten in der Moskauer Metro ihrem Schicksal ausharren, da die Oberfläche zu einem tödlichen Niemandsland mutierte. Er will zurück in diese alte Welt. Artjom will sich für die Hoffnung entscheiden, nicht für den langsamen und sicheren Tod in der Metro. Doch gibt es überhaupt noch Hoffnung für die Menschheit? Er glaubt fest daran. Immer wieder unternimmt er auf eigene Faust waghalsige Missionen auf die tödliche Oberfläche, um auch nur ein klitzekleines Lebenszeichen aufzuschnappen. Er kann es nicht akzeptieren, dass es keine weiteren Überlebenden des letzten Krieges gibt. Er ist sich sicher, dass da draußen noch andere sind. Doch niemand glaubt ihm – bis zu jenem Tag.
Es fährt ein Zug nach Nirgendwo
Während er mit seiner Frau Anna nach einer Patrouille von der Oberfläche zurück in die Meteo aufbricht, erblicken sie etwas Unfassbares – ein Zug bahnt sich seinen Weg zwischen den verstrahlten und zerstörten Ruinen Moskaus. Anna kann es nicht fassen, was sie da gerade gesehen hat. Existiert wirklich Leben ausserhalb der Metro? Sie hat zwanzig Jahre in der Metro verbracht und geglaubt die Welt um sie herum sei verbrannt. Leider bleibt keine Zeit diese frohe Nachricht den restlichen Überlebenden im Untergrund zu übermitteln. Gewisse Gruppierungen unternehmen alles um dieses Geheimnis zu verschleiern, denn der Krieg ist noch lange nicht vorbei und die Menschheit steht vielleicht kurz vor ihrer erneuten Vernichtung. Nach einer spektakulären Rettungsaktion mit anschliessender Flucht, kapern wir den Zug und knattern mit der alten Dampflock quer durchs verwüstete Russland bis zum Ural.
Man kann sich schon denken, dass unsere Bahnfahrt wahrlich keinen Platz bei den schönsten Bahnstrecken Russlands gewinnt. Die meisten Städte wurden zerstört und der Rest des Landes ist unter feindlicher Besatzung. Überall lauern Gefahren.
Mit Atemnot durch den Untergrund
Für Spieler der ersten beiden Teile bieten die weiträumigen Außenareale eine der größten Neuerungen. Für Metro-Verhältnisse bieten diese Landstriche eine ungeahnte Freiheit, in der man sich leicht verlaufen kann. Hauptmissionen werden auf einer Karte markiert, die wir auf einer Art Klemmbrett mit uns tragen. Wie wir zum Ziel kommen, entscheiden wir selbständig. Des öfteren wird unser Weg jedoch von zahlreichen Nebenquests durchkreuzt, die wir durch Gespräche mit Überlebenden, von unseren Kameraden oder durch neue Situationen erhalten. Spielerisch sind diese optionalen Nebenaufgaben keine großen Herausforderungen, geben sie uns aber die Möglichkeit noch mehr von der atemberaubenden Oberwelt zu erkunden und bestaunen.
Aber Metro Exodus hat nichts von seinem alten Horror verloren. Während Blutspritzer auf der Atemmaske unsere Sicht einschränken, überprüfen wir hektisch den Geigerzähler an unserem Handgelenk. Reicht der Atemfiler noch bis wir wieder die Oberfläche erreichen? Haben wir genug Munition im Gepäck und sind unsere Waffen gereinigt. Denn eine Ladehemmung mitten in einer Gruppe Mutanten ist das Letzte was wir in dieser Situation gebrauchen können. Bevor wir uns also auf ahnungslos in die verstrahlte Unterwelt begeben, sollten wir immer unsere Ausrüstung checken.
Trefft Eure Wahl weise
Metro Exodus bietet einen dynamischen Tag- und Nachtwechsel, der nicht nur die Atmosphäre des Umlands beeinflusst. Treffen wir tagsüber eher auf menschliche Gegner, so kriechen in der Dunkelheit allerlei mutierte und blutrünstige Monster aus ihren Löchern. In speziellen Unterkünften können wir die Nacht verbringen und bis zum nächsten Morgen warten. Oder wir verschlafen lieber den Tag, um nachts eine Banditenbasis einzunehmen, wenn die meisten Gegner seiber ein Nickerchen machen. Die Entwickler versuchen uns Spielern die größtmöglichsten Freiheiten in unseren Handlungen zu geben. So soll das Open-World und Survival-Feeling noch intensiver werden. Metro Exodus verzichtet auf die meisten Hilfsmittel, die uns andere Spiele dieser Art zur Seite stellen. Keine Minimap, kein Markieren von Gegnern, keine Lebens- und Ausdauerbalken, keine Werte oder Statistiken. Wir können uns ganz auf das Spiel und unser Überleben konzentrieren.
Aber keine Angst – Metro Exodus will kein Survival-Game sein. Artjom kann nicht verdursten, verhungern, oder muss Ressourcen für eine Basis sammeln. Allerdings müssen wir Herstellungsmaterialien für Munition, Molotowcocktails, Medikits und Waffenmodifikationen sammeln. Dies beeinflusst auch unsere Herangehensweise bei Kämpfen. Stealth ist meistens die bessere Wahl als der offene Konflikt. Auch fühlt sich die Balance beim Schleichangriff griffiger als beim blinden Geballer an. Wenn von allen Seiten Gegner heranstürmen, wird das Zielen recht hektisch und man verliert schnell den Überblick. Merken Gegner, dass sie keine Chance mehr haben, legen sie ihre Waffen nieder und ergeben sich. Es liegt nun in unseren Händen, ob wir sie bewusstlos schlagen oder einfach niedermetzeln. Jedoch haben alle unsere Taten Auswirkungen auf das Ende der Geschichte, das wir je nach Spielmodi in 20 bis 30 Stunden erreichen, denn Metro Exodus hat mehr als nur ein Ende.
Der stumme Protagonist
Leider wirkt der Hauptakteur dieser doch recht spannenden Geschichte vollkommen blass, ja sogar leer und austauschbar. Während alle anderen Charaktere fast ständig vor sich hin brabbeln und uns quasi ihre Lebensgeschichten aufdrängen, bleibt Artjom stumm. So wirken viele Dialoge aufgesetzt und fehl am Platze. Sicherlich gibt es viele stumme Helden in diversen Shootern, aber in einem Spiel, dass viel Wert auf Atmosphäre und Story legt, hätten wir uns mehr erhofft. Besonders in emotionalen und ernsten Dialogen wirkt das Storytelling hierdurch sehr skurril. Artjoms Stimme bekommen wir nur beim Vorlesen von Storyinhalten während des Ladebildschirms zu hören. Und hier kommt der nächste Schnitzer. Gerade auf der PS4 kann es bis zu fünf Minuten dauern, bis eine der großen Karten geladen wurde.
Schöne verstrahlte Welt
Grafisch macht so schnell Metro Exodus keiner was vor. Wunderschöne Licht- und Schatteneffekte schimmern durch die atemberaubenden Landschaften. Besonders die Animationen an Artjoms Gasmaske wirken verdammt realistisch und verstärken die beklemmende Atmosphäre.
Fazit
Micha:
Mit Metro Exodus ist nun endlich ein solider Shooter erschienen, der wieder einen hohen Augenmerk auf die geschichtliche Erzählung gesetzt hat. Die packende Hintergrundgeschichte im Endzeitformat wird zudem noch durch die grafischen Raffinessen verstärkt. Neben Lichteffekten und der wunderschön inszenierten Open-World Umgebung war ich besonders von den kleinen realistischen Details begeistert. Denn wir mussten in verstrahlten Arealen selbst das Visier unserer Gasmaske freiwischen, um eine bessere Einsicht zu erhalten. Dies verstärkt die düstere Stimmung insbesondere, wenn wir gerade auf Suche nach möglichen Monstern sind.
Auch die Mischung zwischen Open-World Mechaniken (inkl. diverser Nebenquests) und dem linearen Hauptstrang ist ziemlich gut gelungen. Einzig und allein erscheint Artjom in keinster Weise in einem positiven Licht. Denn warum gibt es nur eine Sprachausgabe in den Ladebildschirmen und nicht bei den einzelnen Dialogen? Diese sind zwar Allgemein sehr gut inszeniert worden, wirken aber Fade und Leer, wenn unsererseits nie eine sprachliche Reaktion kommt.
Metro Exodus überzeugt auf großer Linie und muss sich daher keinesfalls in den Katakomben der einstigen Metro verstecken, sondern hat zurecht den Weg an die Oberfläche gewagt!
Marc:
Für ein Spiel, das von Anfang an alles auf eine perfekte Story setzt, wird diese leider fast stündlich immer blasser. Was habe ich zu Beginn mit Artjom gelitten. Der arme Kerl versucht alles, um auf der todbringenden Oberfläche auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer zu fassen. Und als er endlich für seine Hartnäckigkeit belohnt wird, muss er als Fahnenflüchtiger und Saboteur seine Heimat verlassen. Die ersten zwei Stunden sind wahrlich ganz großes Kino. Eine beklemmende und düstere Atmosphäre, perfekt inszeniert. Doch nach und nach verblasst diese Szenerie. Der Protagonist wirkt zeitweise wie ein Statist – stumm und austauschbar. Nichtsdestotrotz ist Metro Exodus ein gelungenes und fesselndes Spiel, dass die erdrückende Stimmung der Vorgänger aus dem Untergrund auf die Oberfläche transportiert. Ebenfalls positiv ist die große Entscheidungsfreiheit, die uns die Entwickler gewähren. Während viele anderen Spiele uns schon fast mit Hilfsmitteln erschlagen, fokussiert sich Metro Exodus auf das Wesentliche, damit wir uns ganz auf das nackte Überleben konzentrieren können.