Prey, entwickelt von Arkane Studios und vertrieben durch Bethesda, schickt uns in eine alternative Zukunft, in der John F. Kennedy nicht ermordet wurde, und die USA zusammen mit der UDSSR ein Bündnis gegen ein ausserirdisches Kollektiv eingegangen sind. Gemeinsam bauen sie eine Raumstation, die als Gefängnis und Forschungslabor dient. Im Laufe der Zeit übernehmen verschiedene Agenturen und Firmen die Leitung dieser Raumstation. Wir erkunden im Jahr 2032 als Wissenschaftler(in) Morgan Yu diese Station und decken immer mehr Teile einer Verschwörung auf.
Und täglich grüßen die Typhon
Es hätte so ein schöner Tag werden können. Nachdem wir in unserem Apartment vom Wecker aus dem Schlaf gerissen werden, klingelt das Telefon. Unser Bruder Alex gratuliert zum neuen Job. Wir beginnen als leitender Wissenschaftler auf einer Raumstation namens Talos I. Diese kreist im Mondorbit und wird vom Tech-Riesen Transtar geleitet. Der Hubschrauber wartet schon auf dem Dach, um uns in die Firmenzentrale zu bringen. Schnell schlüpfen wir in unsere Uniform, halten noch ein kurzes Pläuschen mit der Mechanikerin auf dem Flur und fliegen dann in die Firma. Hier werden wir bereits von unserem Bruder erwartet, der uns mitteilt, dass wir vor Antritt des Jobs noch ein paar Tests machen müssen. Reine Routine. Diese Tests verlaufen jedoch nicht so wie erhofft. Erneut wachen wir auf und müssen feststellen, dass unser Apartment und alles Erlebte nur eine Kulisse war. Wir leben scheinbar schon länger auf der Raumstation und sind selber Teil eines Experimentes, das die Menschheit für immer verändern kann. Natürlich ist etwas gewaltig schief gelaufen. Die Talos I wurde von den Typhon überrannt, schattenartigen Ausserirdischen, an denen Experimente durchgeführt wurde.
Ein bisschen Total Recal, Aliens und Half-Life
Prey wirft uns nach einigen Minuten direkt mitten ins Spiel und lässt uns zunächst alleine zurück. Bewaffnet mit einer Rohrzange in der Hand ist unsere Aufgabe nicht nur die Welt vor der Typhon-Bedrohung an Board der Talos I zu schützen, sondern auch die Geheimnisse der eigenen Vergangenheit zu lüften – und das sind eine Menge. Wer sind wir? Was haben wir mit den missglückten Experimenten zu tun? Welche Rolle spielt unser Bruder dabei?
Fragen über Fragen, deren Antworten uns im weiteren Spielverlauf häppchenweise vor den Raumanzug geworfen werden. Zugegeben, haben wir die Story von Prey schon gefühlt einhundert Mal gehört. Irgendein Experiment auf einer Raumstation schlägt fehl, der Hauptprotagonist muss alleine die Menschheit retten und hat keinen blassen Schimmer, warum er oder sie das machen soll. Er oder sie ist aber bereits Teil einer noch größeren Verschwörung, die scheibchenweise offen gelegt wird, da der Hauptdarsteller zu allem Übel noch an Amnesie leidet. Prey schafft es jedoch den Spieler von Anfang an in seinen Bann zu ziehen. Obwohl die Story nichts Neues bietet, wollen wir unbedingt wissen, was auf der Talos I passierte und welche Rolle wir hier einnehmen. Immer wieder werden Theorien durch neue Erkenntnisse verworfen, so dass wir uns nie wirklich sicher sind, welche Rolle wir in diesem Theaterstück spielen.
Nachdem wir ein wenig orientierungslos durch die Talos I wandern, machen wir den ersten Kontakt mit den Typhon. Diese schattenartigen Kreaturen kommen in allerlei Gestalten daher. Zuerst begegnen wir den kleinen Mimics. Spinnenartige Wesen, die über den Boden wuseln und uns in bekannter Alien-Manier anspringen. Wenn das nicht schon nervig genug ist, haben die kleinen Biester eine besondere Fähigkeit. Wie der Name vermuten lässt, ahmen sie Dinge nach. Sie verwandeln sich in Alltagsgegenständen und greifen an, wenn man ihnen zu nahe kommt oder sie ahnungslos hochhebt, da man sie für ein Medikit hält. Gerade diese Begegnungen haben uns in gewissen Situation fasst vom Sofa geworfen, da wir nicht mit einem Mimic gerechnet haben. Phantoms, eine Art menschliche Silhouette, schlurfen durch die leeren Gänge und greifen blitzschnell an, wenn sie uns entdecken. Im weiteren Spielverlauf erscheinen Gegnertypen, die sich unsichtbar machen können, oder Roboter und sogar Menschen korrumpieren. Hin und wieder taucht eine Art Bossgegner, namens Albtraum, aus dem Nichts auf. Diesen müssen wir in einer bestimmten Zeit entweder töten oder uns aus dem Staub machen.
Am unteren Ende der Nahrungskette
Schnell wird uns klar, dass wir in Prey am unteren Ende der Nahrungskette stehen. Wir sind die Beute. Waffen und Munition sind im Verlauf des Spiels rare Ressourcen. Wenn immer es geht, sollten wir schon zu Beginn an Ausschau danach halten. Mitnehmen ist wiederum eine anderes Problem, da das Inventar nur eine begrenzte Anzahl an Items und Waffen aufnimmt – Ressourcenmanagement at it’s best. Zum Glück gibt es für dieses Problem den Recycler. Gegenstände können in diesem Gerät zu wiederverwertbaren Ressourcen verarbeitet werden, die wiederum im Fabrikator zu Munition oder sogar Waffen verarbeitet werden. Entsprechende Pläne für den Fabrikator befinden sich auf der Talos I. Waffen und Gadgets wie die Gloo Gun und die Stun Gun haben mehr als nur einen Nutzen. Die Gelschaum-Laminierungs-Organismus-Obstrukrur-Waffe, kurz Gloo, verschießt einen Schaum, der Ziele ausser Gefecht setzt und sie dadurch kurz bewegungsunfähig macht. Weiterhin kann sie Feuer löschen und vorübergehend elektrische Ladungen deaktivieren. Sobald der Schaum ausgehärtet ist, können wir sogar auf ihn klettern und somit erhöhte Plattformen erreichen.
Um auch nur den Hauch einer Chance gegen das Alien-Kollektiv zu haben, können wir uns mit Neuromods ausstatten. Durch Fortschritte in der Neurowissenschaft, gelang es Wissenschaftler die Typhon zu kontrollieren und deren Physiologie zu nutzen. So konstruierten sie Implantate, die das menschliche Gehirn umstrukturieren können und neue Fähigkeiten einpflanzen. Diese Neuromods bilden quasi einen Fertigkeitenbaum, der immer weiter ausgebaut werden kann. Da die Neuromod-Fähigkeiten im Laufe des Spiel immer rarer werden, können wir nicht alle Fähigkeiten in einem Spieldurchlauf freischalten. Zu Beginn können wir Upgrades aus den Bereichen Wissenschaft, Technik und Kampf durch unsere Synapsen schießen lassen. Die Auswahl der Fähigkeiten hat schon früh im Spiel einen Einfluss auf unsere weitere Vorgehensweise. Nutzen wir lieber Kampffähigkeiten, um den Typhon gegenübertreten zu können, oder investieren wir in Technik, um schon recht früh Geschütztürme oder Zugangstüren zu hacken. Wir merken schnell, dass Prey einen klaren Fokus auf unsere Entscheidungen und Taten legt. Diese formen unsere Persönlichkeit und haben Einfluss auf das Spielgeschehen. Später haben wir sogar die Möglichkeit Alien-Kräfte zu nutzen, die nach und nach unsere Menschlichkeit verändern.
Prey ist ein Mix aus Action-Adventure, Rollenspiel und Survival-Shooter, in dem jedoch mehr Geschlichen als Geschossen wird. Hinter jeder Ecke können nicht nur Gegner, sondern auch wichtige Hinweise im Verborgenen liegen.
Immer wieder kehren wir in bekannte Bereiche zurück, da wir mit neuem Equipment und Kräften nun die Möglichkeit haben vorher verborgene Hinweise zu lüften. Nach und nach werden weitere Bereiche auf der Talos I freigeschaltet, die es zu erkunden gilt. Unterstützung erhalten wir von einer unbekannten Stimme, die uns mit den wichtigsten Informationen versorgt. Die meisten Informationen erfährt Morgan jedoch über Emails, Audio- und Videologs oder Textschnippsel, die auf der gesamten Raumstation verstreut sind. Diese geben einen Einblick, was mit der Besatzung der Talos I passierte.
Macht was Ihr wollt
Obwohl wir uns, abgesehen von ein paar Weltraumspaziergängen, nur auf der Raumstation befinden, bietet Prey dem Spieler ungeahnte Freiheiten. Die Entwickler schreiben uns nicht vor, wie wir Missionen und Aufgaben zu erledigen haben. Hierbei geht es nicht nur um die Entscheidung mit Waffengewalt vorzupreschen oder lieber schleichend an Gegnern vorbeizuhuschen, sondern Teile des Leveldesigns mit bestimmten Fähigkeiten oder Werkzeugen auszuhebeln. Wenn wir im späteren Verlauf die Fähigkeit der Mimic übernehmen können, eröffnen sich völlig neue Herangehensweisen. Kamen wir zuvor nicht an eine bestimmte Waffe, da uns der Weg hierzu versperrt war, verwandeln wir uns einfach in eine Getränkedose und kullern durch eine kleine Nische zur ersehnten Waffe.
Arkane Studios nutzt in Prey eine modifizierte Version der CryEngine, die sich auf der PS4 Pro sehen lassen kann.
Jedoch hätten wir uns ein paar mehr unterschiedliche Areale und nicht so viele austauschbare Büroräume gewünscht. Besonders die Weltraumspaziergänge bieten eine schöne Abwechslung. Die gelungene musikalische Untermalung untermauern die gekonnt in Szene gesetzte Atmosphäre. Lediglich die recht langen Ladezeiten zwischen großen Arealen schmälert den sonst perfekten Gesamteindruck. Wir verstehen nur nicht, warum Prey auf der PS4 Pro nur mit 30 FPS und nicht mit 60 FPS daherkommt. Weiterhin ist uns aufgefallen, dass die Probleme mit den Input-Lags der Demoversion auf der PS4 Pro auch im fertigen Spiel noch nicht ganz unter Kontrolle sind. Nach ein paar Stunden Spielzeit mussten wir leidvoll feststellen, dass die Steuerung im Inventar kaum noch möglich war. Ein Neustart des Spiels brachte für ein paar Stunden Abhilfe. Wir hoffen, dass diese Input Lags mit dem nächsten Update behoben werden.
Fazit
Obwohl man die Geschichte von Prey schon hundertfach in diversen Science-Fiction Spielen oder Filmen durchlebt hat, ist das Spiel vor allem eins – packend. Die ständige Angst durch die Bedrohung der Typhon gibt uns kaum Atempausen. Zudem wollen wir einfach wissen, was auf der Talos I passiert und welche Rolle wir einnehmen. Besonders hat uns die Freiheit der Spielart gefallen. Die Entwickler wollen, dass man sich mit dem Spiel auseinandersetzt. Prey ist jedoch kein Spiel, dass man schnell durchspielt, auch wenn es schon Speedruns in knapp einer halben Stunde Spielzeit gibt. Das Spiel möchte entdeckt werden. Hinter jeder Ecke könnte ein weiterer Hinweis oder ein Mimic verborgen sein.