Sniper Ghost Warrior Contracts

PC PS4 Xbox One

Mal wieder liegt es in unseren Händen ein aus den Fugen geratenes Machtgefüge in die korrekte Balance zu bringen. Diesmal hat sich Sibirien losgelöst, was der mächtigen Mutter Russland so gar nicht gefällt. Nach einem interrussischem Krieg, mutierte die freie sibirische Republik zu einem Sammelbecken korrupter und machtbessener Despoten, die unter anderem mit biologischen Waffen herumexperimentieren und ihr eigenes Volk verhungern lassen. Hier kommen wir ins Spiel. Als Söldner sollen wir ein paar üblen Zeitgenossen kräftig die Leviten lesen. 


Warum sind wir nochmal hier?

Was zunächst nach einer spannenden Storyline klingt, verpufft leider viel zu schnell in eine Aneinanderreihung loser Aufträge. Scheinbar möchte uns Sniper Ghost Warrior Contracts nicht mit einer zu dichten Geschichte überfordern. Wohl damit wir bloß nicht unseren Fokus als stummen Söldner verlieren. Wir sollen schließlich unbemerkt ein Ziel nach dem anderen eliminieren und keine unangenehmen Fragen stellen. 

Dann nehmen wir mal unseren ersten Auftrag als Jäger an und tappen direkt im Dunkeln, da wir überhaupt nicht wissen, was wir genau machen sollen. Leider ist uns das vorgelagerte Tutorial auch keine all zu große Hilfe. Wir lernen ein wenig über unsere High-Tech Maske und wie sich die Entfernung und Windgeschwindigkeit auf unser Scharfschützengewehr auswirken. Das war’s dann aber schon. Wie wir Gegner verhören können oder Sabotageakte ausführen, müssen wir  recht schmerzlich mitten im Spiel lernen.


Macht doch was Ihr wollt

Die Entwickler von CI Games haben sich vom Open-World-Gedanken des Vorgängers verabschiedet und bieten uns fünf große Karten mit unterschiedlichen Gebieten wie Wälder oder Häfen. Unsere erste Mission schickt uns in eine karge Schneelandschaft mit zahlreichen Militärbasen und Aussenposten. Peitschende Schneegestöber vermindern unsere Sicht, so dass wir die Hand vor Augen nicht sehen. Wie in den meisten Stealth-Games müssen wir erstmal die Lage sondieren. Eine Karte zeigt uns den ungefähren Aufenthaltsort unseres Zieles an. Um an weitere Informationen zu gelangen, können wir Soldaten verhören oder nach neuen Hinweisen suchen.

Wie wir unsere Aufträge meistern, bleibt uns vollkommen selber überlassen. Hier nimmt das Spiel endlich Fahrt auf und der Spaß beginnt. Schleichen wir uns an unsere Gegner heran und eliminieren sie mit Messer und Schalldämpfer? Machen wir uns die Umgebung zum Verbündeten? Oder suchen wir uns doch lieber eine perfekte Scharfschützenposition und erledigen einen Gegner nach dem anderen aus sicherer Distanz? Wählen wir diese Vorgehensweise zeigt das Spiel, warum Sniper im Titel steht. Unsere High-Tech Maske markiert Gegner und zeigt uns ihre Entfernung an. Nun müssen wir unser Sniper-Gewehr auf diese Entfernung einstellen. Unser Geschoss fliegt jedoch nicht exakt geradeaus, sondern wird vom Wind und der Erdanziehungskraft beeinflusst. Haben wir diese Variablen erfolgreich ausgeglichen, löst bei einem perfekten Schuss die Bullet-Cam aus. Die Kamera verfolgt das abgeschossene Projektil und zeigt sehr eindrucksvoll, was so ein Kaliber alles anrichten kann.


Von Übermenschen und sinnlosen Upgrades

Sniper Ghost Warrior Contracts kommt mit drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden daher. Der niedrigste Schwierigkeitsgrad ist eher für Spieler gedacht, die es nicht ganz so mit der Präzision und der Simulation haben. Gegner werden erst relativ spät auf uns aufmerksam und wir können uns in Ruhe an sie heranschleichen. Auf den höheren Graden werden die Gegner immer aufmerksamer und achten auf jedes Geräusch. Weiterhin erspähen sie uns schon auf großer Entfernung und treffen mit ihren AK47s besser als wir mit dem Scharfschützengewehr. Hier wird der vorher angepriesene Realismus ad absurdum geführt. 

Mit Hilfe von zahlreichen Checkpoints im Laufe der Missionen wird das Spiel aber nie unfair. Verbocken wir zum Beispiel ein Ziel auszuschalten, entkommt dieses zwar, verschanzt sich aber in einer anderen Ecken der Karte. Für jede erfolgreich absolvierte Aufgabe, erhalten wir Credits, die wir in neue Upgrades investieren können. Neben speziellen Munitionstypen, wie EMP-Geschosse, Köder-Munition oder panzerbrechenden Kugeln, erhalten wir Granaten, ferngesteuerte Geschütztürme oder Drohnen. Weiterhin haben wir die Möglichkeit Waffen, den Kampfanzug und unsere High-Tech Maske zu modifizieren. 
Grafiktechnisch passt Sniper Ghost Warrior Contracts leider nicht ins Jahr in 2019. Die Umgebungen wirken oft sehr matschig und die Lichteffekte reizen die eingesetzte Cryengine nicht annähernd aus. Erste Patches haben zum Glück die immensen technischen Probleme auf der PS4 gefixt – ganz fehlerfrei ist das Spiel leider immer noch nicht. 


Fazit

Sniper Ghost Warrior Contracts versucht vieles gut zu machen – leider bleibt es aber nur bei einem Versuch. Das Kernstück des Spiel, der Fokus auf unsere Scharfschützenfertigkeiten, wurde recht gut umgesetzt. Gebiet sondieren, Schwachstellen der Gegner aufspüren, die Umgebung mit einbeziehen, nahezu unsichtbar den Auftrag erledigen. Das alles macht im ersten Gebiet noch Spaß. Nach und nach legt sich jedoch der Spaß, da sich die Gebiete sehr ähneln und immer im selben Muster abgearbeitet werden. Daran ändern auch die kaufbaren Upgrades nichts. Viele davon sind schlichtweg überflüssig, so dass wir diese nie im Kampf einsetzen würden. Eine weitere Spielspaßbremse ist das teilweise recht instabile Gameplay. Die Steuerung fühlt sich hakelig an. Die KI agiert auf der einen Seite vollkommen hilflos. Auf der anderen entdeckt sie uns auf mehrere Hunderte Metern Entfernung und trifft uns präzise mit einer AK47. Wer Fan von Stealth- und Scharfschützenspielen ist, macht bei einem Preis von knapp 30 Euro nicht allzu viel falsch. 

Good

  • Solide Stealth- und Sniper Action

Bad

  • Keine erkennbare Story
  • Wiederkehrendes Missionsdesign
  • Instabiles Gameplay
  • Schwache KI
6.5

Ausreichend

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