Tempest Rising

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Mit Tempest Rising wagt sich Entwickler Slipgate Ironworks in das Terrain klassischer Echtzeitstrategie – und das mit einem nostalgischen Augenzwinkern in Richtung der goldenen Ära von Command & Conquer. Bereits im Vorfeld sorgte das Spiel für Aufsehen: explosive Gefechte, Basenbau wie aus alten Zeiten und ein audiovisueller Stil, der eindeutig von den ikonischen RTS-Titeln der 90er inspiriert ist. Doch gelingt es Tempest Rising, diese nostalgischen Elemente mit modernen Mechaniken zu verbinden und damit sowohl Veteranen als auch Neueinsteiger zu überzeugen? In unserem Test nehmen wir Kampagne, Gameplay, Technik und Balancing genau unter die Lupe.

Eine alternative Welt im Schatten des Atomkriegs

Tempest Rising spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der die Kubakrise Anfang der 1960er Jahre nicht glimpflich endete, sondern in einem globalen Atomkrieg eskalierte. Jahrzehnte später, Mitte der 1990er Jahre, ist die Erde ein verwüsteter Ort, auf dem die wenigen überlebenden Nationen ums nackte Überleben kämpfen. Doch inmitten der Zerstörung wächst eine neue Hoffnung – oder ein neuer Fluch: Tempest. Diese mysteriöse Pflanzenart, entstanden durch die radioaktive Verseuchung der Erde, ist extrem widerstandsfähig und energetisch hoch aufgeladen. Wer sie kontrolliert, könnte die Zukunft der Menschheit bestimmen.

In diesem Szenario kämpfen zwei Hauptmächte um die Vorherrschaft:

Die Global Defense Forces (GDF):
Eine militärische Koalition, die sich den Idealen von Ordnung, Stabilität und Wiederaufbau verschrieben hat. Offiziell sehen sie sich als Verteidiger der verbliebenen Zivilisation, doch ihre Methoden sind zunehmend autoritär. Die GDF betrachtet die Kontrolle über Tempest als Schlüssel, um die Menschheit zu retten – und unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die Tempest Dynasty:
Eine mysteriöse Organisation, die sich in den Ruinen der alten Welt formierte. Ihre Ideologie ist geprägt von einer fast religiösen Verehrung des Tempest und einer Vision, dass die Menschheit sich anpassen muss, um zu überleben. Die Dynasty setzt auf rohe Gewalt, zahlenmäßige Überlegenheit und eine fanatische Entschlossenheit, die bestehende Ordnung zu stürzen.

Beide Fraktionen führen erbitterte Kriege in den verwüsteten Landschaften Nordamerikas und darüber hinaus. Ihre Ziele sind unterschiedlich, doch die Motivation ist dieselbe: die vollständige Kontrolle über die Energie der Tempest-Pflanze – sei es zur Rettung oder zur Herrschaft über die Überreste der Menschheit.

Im Verlauf der beiden Kampagnen erleben die Spieler die Geschichte aus beiden Perspektiven. Dabei entfaltet sich eine komplexe Story, die nicht nur von politischen Machtkämpfen, sondern auch von Intrigen innerhalb der Fraktionen, Verrat und moralischen Dilemmata geprägt ist. Geheimprojekte, biotechnologische Experimente und uralte Allianzen, die wiederentdeckt werden, werfen zunehmend die Frage auf: Ist Tempest wirklich eine Gabe der Natur – oder eine Waffe, die die Menschheit endgültig auslöschen könnte?

Die Zwischensequenzen, präsentiert im Stil klassischer Echtzeitstrategiespiele der 90er-Jahre, tragen dazu bei, die dichte Atmosphäre aufzubauen. Spieler treffen auf charismatische Anführer, zweifelhafte Wissenschaftler und brutale Kriegsherren, die alle ihre eigenen Vorstellungen davon haben, was die „richtige Zukunft“ sein sollte. Der einzige Unterschied liegt aber darin, dass diese Sequenzen nicht aufwendig verfilmt wurden, sondern in spielerischer Grafik dargeboten werden. Neu ist zudem auch, dass wir während der Briefings mit den Vorgesetzten interagieren können, um weitere Informationen zu erhalten.

Kampagnenstruktur

Die Einzelspielerkampagnen sind missionsbasiert aufgebaut und reichen von klassischen Basenbau-Szenarien über verdeckte Einsätze bis hin zu epischen Massenschlachten. Manche Missionen setzen auf Spezialziele wie Sabotage oder Geiselbefreiungen, wodurch die Kampagne angenehm abwechslungsreich bleibt.

Im Verlauf schaltet man neue Technologien, Einheiten und Verbesserungen frei, sodass sich die Fraktionen langsam weiterentwickeln und neue taktische Möglichkeiten eröffnen.

Klassische Strategie trifft moderne Raffinesse

Tempest Rising versteht sich als spiritueller Nachfolger klassischer Echtzeitstrategiespiele wie Command & Conquer oder Red Alert, bleibt dabei aber nicht stehen: Es modernisiert viele altbekannte Mechaniken behutsam und bringt neue taktische Möglichkeiten ins Spiel.

Basenbau und Ressourcenmanagement

Im Zentrum des Gameplays steht der klassische Basenbau. Spieler errichten ihre Hauptquartiere, bauen Raffinerien, Produktionsstätten, Verteidigungsanlagen und Forschungseinrichtungen. Das Ressourcenmanagement dreht sich hauptsächlich um die Ernte der titelgebenden Tempest-Pflanzen, die in der Spielwelt wachsen und als wichtigste wirtschaftliche Grundlage dienen. Diese Felder sind begrenzt und heiß umkämpft, was den Kampf um Ressourcen zu einem zentralen Element jeder Partie macht. Ein Unterschied wird aber schon bei den beiden Fraktionen sichtbar. Während die GDF auf ein festes Gebäude zum Ressourcenabbau setzt wird die Tempest Dynasty eine mobile Raffinerie besitzen, die auch den Standort nach Belieben wechseln kann.

Der Basisbau geschieht schnell und dynamisch: Viele Gebäude können direkt nebeneinander platziert werden, Verteidigungsanlagen lassen sich rasch hochziehen, und Produktionsgebäude können gleichzeitig mehrere Einheiten ausbilden. Dennoch fordert das Spiel präzises Micromanagement, besonders wenn feindliche Einheiten versuchen, die eigenen Versorgungsleitungen zu stören.

Einheiten und Fraktionen

Beide Hauptfraktionen, die Global Defense Forces (GDF) und die Tempest Dynasty, bieten einzigartige Einheiten, Designs und Spielstile:

GDF setzt auf hochspezialisierte und robuste Einheiten, wie schwere Panzer, präzise Scharfschützen und moderne Luftunterstützung. Defensive Taktiken und gezielter Vorstoß sind ihre Stärke.

Tempest Dynasty nutzt riesige Mengen an Infanterie, wendige Fahrzeuge und Guerillataktiken. Ihre Armeen sind billiger zu produzieren, dafür aber anfälliger für Verluste.

Beide Fraktionen verfügen über eigene Doktrinen, eine Art Spezialisierungsbaum, der mitten im Spiel gewählt wird und den Zugang zu besonderen Einheiten, Fähigkeiten und Taktiken freischaltet. Dadurch erhält jede Partie eine individuelle Note und zwingt Spieler, flexibel auf den Gegner zu reagieren.

Taktische Tiefe

Tempest Rising belohnt taktisches Denken:

  • Deckungssystem: Einheiten profitieren von der Umgebung. In Wäldern, Ruinen oder Gräben aufgestellte Truppen erhalten Verteidigungsboni und können leichter Hinterhalte legen.
  • Spezialfähigkeiten: Viele Einheiten verfügen über aktive Fähigkeiten wie Sprengladungen, Tarnung oder temporäre Schutzschilde. Der gezielte Einsatz dieser Fähigkeiten kann Schlachten entscheiden.
  • Luftangriffe und Spezialwaffen: Über spezielle Gebäude oder Doktrinen können Spieler mächtige Angriffe wie Orbitalschläge oder Luftunterstützung anfordern.

Dadurch sind die Kämpfe nicht einfach nur ein „Zerg-Rush“, sondern verlangen geschicktes Positionieren, gutes Timing und strategisches Denken.

Steuerung und Benutzeroberfläche

Die Steuerung fühlt sich für RTS-Veteranen sofort vertraut an: Mehrfachauswahl, Kontrollgruppen, Wegpunktsetzung und Formationsbefehle gehören selbstverständlich dazu. Die Benutzeroberfläche ist klar strukturiert, bietet eine gute Übersicht über Einheiten, Ressourcen und Spezialfähigkeiten und lässt sich im Kampfgetümmel intuitiv bedienen.

Multiplayer in Tempest Rising – Wettkämpfe, Gemeinschaft und Strategie

Der Multiplayer-Modus in Tempest Rising ist nicht nur ein ergänzender Bestandteil des Spiels, sondern ein zentrales Element, das die Spieler herausfordert und die taktische Tiefe des Spiels auf eine neue Ebene hebt. Als modernes Echtzeitstrategie-Spiel verfolgt Tempest Rising einen umfassenden Ansatz für den Multiplayer, der sowohl Anfänger als auch erfahrene Spieler anspricht. Der Modus zeichnet sich durch dynamische Wettkämpfe, durchdachtes Balancing und eine lebendige Community aus.

Ranglistenspiele und Wettkämpfe

Ein wesentlicher Aspekt des Multiplayer-Modus von Tempest Rising ist der Wettbewerbsmodus. Spieler können sich in ranked (ranglistengeführten) Partien messen, die für die Platzierung in einer globalen Rangliste sorgen. Dieses System funktioniert ähnlich wie in anderen modernen RTS-Titeln, mit verschiedenen Klassen oder Ligen, die die Spieler nach ihren Leistungen kategorisieren. Wer in höheren Ligen spielen möchte, muss sich durch kontinuierliche Siege und taktisch geschickte Spielzüge beweisen.

  • Ranglistensystem: Die Ranglistenspiele werden durch ein ELO-basiertes System gesteuert, das den Fortschritt des Spielers anhand seiner Siege und Niederlagen bewertet. Dabei wird der Unterschied im Skill-Level der Gegner berücksichtigt, sodass Spieler in jeder Partie etwas zu gewinnen oder zu verlieren haben, was die Spannung aufrechterhält.
  • Liga-Struktur: Das Ranglistensystem ist in verschiedene Ligen unterteilt – von den niedrigeren Anfängerligen bis hin zur höchsten Elite-Liga, in der die besten Spieler der Welt gegeneinander antreten. Dies sorgt dafür, dass Spieler in ihrem eigenen Skill-Bereich bleiben, ohne sich mit zu starken oder zu schwachen Gegnern messen zu müssen.

Unranked und Private Matches

Für diejenigen, die nicht in der Rangliste spielen möchten oder einfach nur Spaß haben wollen, bietet Tempest Rising auch den Unranked-Modus. Hier können Spieler ohne Druck von der Rangliste gegeneinander antreten. Unranked-Spiele sind ideal für Übungspartien, das Ausprobieren neuer Taktiken oder einfach für entspannte Matches mit Freunden.

  • Private Matches: Spieler können private Matches erstellen, die nur für eingeladene Freunde oder ausgewählte Teilnehmer zugänglich sind. Dies ist besonders nützlich für Clan-Treffen, Freundesgruppen oder zum Organisieren von Turnieren und Freundschaftsspielen.
  • Custom Maps und Szenarien: Der Unranked-Modus ermöglicht auch das Erstellen und Spielen von benutzerdefinierten Karten und Szenarien. Spieler können ihre eigenen Umgebungen gestalten, spezielle Regeln definieren oder einzigartige Herausforderungen für ihre Gegner schaffen, was die Vielfalt und den Wiederspielwert erheblich erhöht.

Fazit

Tempest Rising ist ein echtes Highlight für Fans von Echtzeitstrategie-Spielen und schafft es, die Faszination des Genres wiederzubeleben, die lange Zeit von großen Klassikern wie Command & Conquer geprägt wurde.
Das Spiel kombiniert gekonnt klassische Mechaniken mit modernen Technologien und schafft so ein Erlebnis, das sowohl nostalgische RTS-Veteranen als auch neue Spieler anspricht. Dabei gelingt es Tempest Rising, das Beste aus der Vergangenheit zu bewahren und gleichzeitig frische Ideen zu integrieren, die das Genre in eine neue Ära führen.

Die grundlegenden Elemente des Spiels, wie der Basenbau, das Ressourcenmanagement und die taktischen Kämpfe, erinnern stark an die Klassiker der RTS-Geschichte. Besonders auffällig ist die gelungene Balance zwischen den beiden Fraktionen – der Global Defense Forces (GDF) und der Tempest Dynasty – die jeweils unterschiedliche Spielstile und Taktiken erfordern. Während die GDF auf hochentwickelte und spezialisierte Einheiten setzt, bevorzugt die Tempest Dynasty den Masseneinsatz billigerer, aber zahlreicher Einheiten, was zu unterschiedlichen, aber gleichermaßen tiefgründigen Spielerfahrungen führt. Dieses Prinzip des taktischen Denkens und der strategischen Vielfalt sorgt für eine spannende Dynamik in jedem Match und fordert die Spieler dazu heraus, ihre Spielweise immer wieder neu anzupassen.

Das Spiel bietet nicht nur eine interessante Einzelspieler-Kampagne, sondern glänzt besonders durch seinen Multiplayer-Modus. Hier können sich Spieler weltweit in Ranglistenspielen messen, wobei das ELO-basierte Ranglistensystem für eine faire und spannende Konkurrenz sorgt. Wer nicht an Ranglistenspielen interessiert ist, kann jederzeit private Matches starten.

Was Tempest Rising besonders auszeichnet, ist die moderne Grafik und die detaillierten Umgebungen, die das Spiel zu einem visuellen Genuss machen. Durch den Einsatz der Unreal Engine wird das Spiel nicht nur optisch ansprechend, sondern auch technisch auf den neuesten Stand gebracht.

Für viele Spieler, die mit Klassikern wie Command & Conquer aufgewachsen sind, fühlt sich Tempest Rising wie eine Rückkehr zu den Wurzeln des Genres an, wobei es gleichzeitig neue Maßstäbe setzt. Das Spiel verbindet das nostalgische Gefühl der alten RTS-Spiele mit einer modernen, frischen Spielmechanik und bietet somit das Beste aus beiden Welten. Es ist ein Spiel, das sowohl in seiner Tiefe als auch in seiner Zugänglichkeit überzeugt und den RTS-Fans von heute viel zu bieten hat.

Insgesamt gelingt es Tempest Rising, das Echtzeitstrategie-Genre auf beeindruckende Weise zu erneuern. Es ist ein Spiel, das den klassischen Charme von Command & Conquer und ähnlichen Titeln aufgreift und ihn in eine moderne und aufregende Zukunft führt. Für jeden, der ein Fan von strategischen Kämpfen und tiefgehenden taktischen Überlegungen ist, bietet Tempest Rising ein aufregendes und lohnenswertes Erlebnis, das das RTS-Genre wieder auf die große Bühne bringt.

Good

  • Bringt den Geist von Command & Conquer zurück
  • Vielfalt an strategischen Entscheidungen bei jedem Match
  • Beide Fraktionen bieten interessante, aber ausgewogene Spielstile
  • Ranglistenspiele, private Partien und regelmäßige Community-Events
  • Überzeugende Grafik und flüssige Performance dank Unreal Engine

Bad

  • Anfänger könnten mit der Komplexität überfordert sein
  • Kampagne bietet wenig Innovation und mehr Standardaufgaben
  • Der Basenbau wirkt etwas traditionell und wenig innovativ
9

Fantastisch

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