The Witcher 3

The Witcher 3

9.5

Fantastisch

Das Intro gehört wohl zum Besten was ich je gesehen habe, es erklärt auf stimmungsvolle Art die Welt des Spiels, so dass Neulinge nicht komplett ins kalte Wasser geworfen werden und zeigt die Grundstimmung, die sich durch das Spiel zieht. Der Sprecher macht einen unglaublich guten Job und weckt Hoffnung auf eine überragende oder zumindest gute deutsche Synchronisation. Im Spiel angelangt erfährt man, in einem großartigen Video, von Geralts Motivation, dem Hauptakteur der Witcher-Reihe. Man sieht eine Schlacht zwischen Nilfgaard und dem Norden, ein Thema welches eine wichtige Rolle im Spiel hat, aber gerade nur Nebensache ist. Wichtiger ist die Frau, die sich mitten im Schlachtengetümmel befindet und auf deren Spuren zwei Männer wandeln, nach der Schlacht. Hier wird geschickt die Vergangenheit mit den Gegenwart verknüpft und das Ganze mit einer stimmungsvollen Musikuntermalung perfekt abgerundet.
Nach diesem Einführungsvideo landet man in Kaer Morhen, der Hexerfestung, welche einen behutsam in die Steuerung einführt und die zentrale Rolle des Spiels, der Suche nach Ciri, einläutet.

Die Steuerung selber geht nach kurzer Eingewöhnung schnell von der Hand, für den Kampf hat man zwei Kampfstile zur Verfügung, einen schnellen Angriff und einen starken, kann parieren und kontern, Zeichen einsetzen sowie Gegenstände wie Bomben verwenden sowie Tränke oder Nahrung einnehmen.
Das Tutorial erfüllt seine Aufgabe meisterhaft und man fühlt sich nicht von Anfang an von der Steuerung erschlagen.

Frei nach Wahl
In den Optionen hat man die Wahl alles nach belieben zu verändern, sei es die Steuerung oder fast alle Anzeigen im Spiel, die sich abschalten lassen. So kann jeder sein Spielerlebnis individualisieren und auf seine Bedürfnisse anpassen und ohne Minimap, ohne Questmarker spielen oder sogar ohne Lebensanzeigen. Wie gut das funktioniert, kann ich nicht sagen, ich habe es nicht ausprobiert, hatte aber stets das Gefühl nicht genug Informationen zu bekommen um komplett ohne Karte meine Ziele zu finden. Dabei hat man auch einen umfangreichen Glossar der einen Informationen zu Kreaturen und Charakteren zur Verfügung stellt.
Auch Quest kann man im Menü nachlesen und auswählen, denn davon gibt es einen ganzen Haufen.

Ein gelungenes Questsystem?
Neben der Hauptquest gibt es auch viele Nebenquests, anders als in anderen Rollenspielen, sind auch diese gut inszeniert, man hat niemals das Gefühl zum Lieferheld zu verkommen sondern entspricht dem was man verkörpert, einem Hexer der seinen Lebensunterhalt verdient mit dem Töten von Monstern. Dabei kann man auch ein bisschen um den Lohn feilschen, meist aber nur um wenige Kronen. Viele der Aufgaben beginnen damit Hinweise zu finden, die Geralt kommentiert. Man folgt oft Blutspuren, manchmal auch Düften, oft auf der Suche nach vermissten Personen oder bestimmten Kreaturen, die ein Dorf plagen. Manchmal kann man dabei Entscheidungen treffen, die auch eine kleine Veränderung bewirken können, wenn z.B. andere Personen dadurch sterben oder aus einem Dorf verbannt werden. Da man aber selten lange an einem Ort verweilt, ist man davon meist gar nicht betroffen, man spürt keine Auswirkungen.

Das gleiche zählt bei der Hauptquest, dort kann man verschiedene Wege einschlagen, die das Geschehen verändert und ein anderes Ergebnis bewirken. Spielerisch hat man dabei keinen Nachteil, da man selten an einem Ort verweilt um die Auswirkungen zu spüren, dennoch ist es gut für das eigene Spielerlebnis, so ist es nicht bei jedem gleich, richtige Konsequenzen für mein Handeln hätte ich dennoch gerne erlebt.
Die Inszenierung des Spiels ist stets grandios, mindestens einmal war ich zu tränen gerührt, als meine Entscheidungen zu einem dramatischen Ergebnis führten.

Groß und toll!
Kommen wir nun zum leidigen Thema Open World, in die scheinbar jedes Spiel gezwungen werden muss, wenn man sich die Anzahl der Spiele ansieht, die eine beinhalten. Oft scheitern diese Spiele an ihrer großen Welt und den schlecht integrierten Quests oder Sammelaufgaben.
Nicht so The Witcher 3. Die riesige Welt fühlt sie sich nicht leer an, ist aber auch nicht frei begehbar, irgendwann stößt man an Grenzen, die einen zur Umkehr zwingen. Dennoch sind die einzelnen Karten, die nur über Schnellreisepunkte miteinander verbunden sind, riesig, gefüllt mit Kreaturen, Dörfern, Höhlen, Flüssen, Seen, Bergen, weite Wiesen, Wäldern und Sümpfen und einiges mehr. Es ist eine große Vielfalt geboten, die Dörfer wirken nicht steif, die Bewohner streifen umher, reden miteinander, manchmal kann man längeren Gesprächen lauschen. NPCs selber ansprechen bewirkt in der Regel aber nicht viel, es gibt wenig Text, manchmal auch nur ein Grunzen. Dies macht aber Sinn, immerhin herrscht hier Krieg, die Nilfgaarder haben sich im Norden breit gemacht und ihn teilweise erobert. Hier und da sieht man Soldaten umherlaufen, Posten wurden übernommen, Dörfer die nun nach nilfgaardischen Gesetzen regiert werden. Zudem ist man ein Hexer, ein Mutant, viele sind einem gegenüber argwöhnisch, manche auch hasserfüllt. Und wenn man von Hass spricht, die Welt von The Witcher 3 ist keine freundliche, Mord ist an der Tagesordnung. Die Gründe sind dabei vielseitig, Habgier, Not, Unzufriedenheit, Hass z.B. aufgrund von Rassismus, welches in Teil 3 wieder ein wichtiges Thema ist, wie in den anderen beiden Teilen zuvor. Ganz besonders Novigrad ist ein Musterbeispiel für blinden, gelenkten Hass.

Langweiliges Entdecken!
Eine große Welt beinhaltet auch viele Orte zum Entdecken. Auf der Karte sind diese zunächst als Fragezeichen markiert, sobald man in der Nähe ist, werden sie aufgedeckt und enthüllen eine von mehreren Aufgaben, wie z.B. Monsternester zerstören, Banditen auslöschen, Gebiete von Monstern befreien oder Personen retten. Leider werden die Aufgaben schnell langweilig, da sie sich zu häufig wiederholen und zu wenig unterscheiden, Ganz besonders störend war es in Skellige, fast jedes Fragezeichen beinhaltete die gleiche Aufgabe. Leider gibt es außerhalb dieser markierten Nebenbeschäftigungen nichts zu Entdecken.

Bugs die behindern!
Im Spiel gibt es auch etliche Bugs, die meisten nicht der Rede wert, manche aber sind nervig und können auch dafür sorgen, das Spiel neu starten zu müssen, wenn man z.B. nicht mehr tauchen oder aber unter Wasser zur Armbrust greifen kann. Einmal war ich sogar unter Wasser gefangen, konnte aber mich zu einem der Schnellreisepunkte teleportieren, da dass Spiel dachte, ich sei an der Kartengrenze angelangt.

Beliebiges Sammeln, unnötige Alchemie?
Natürlich gibt es auch vieles zum Sammeln, neben Waffen und Rüstungen kann man allerhand Kräuter und Plunder finden, wie z.B. Silberteller und Puppen. Auch Monster lassen etwas fallen, Gehirne, Federn Schuppen, um nur einige zu nennen, abhängig von der Kreatur die man abgemurkst hat. Die Waffen und Rüstungen sind meistens aber unbrauchbar, zu beliebig, zu uninteressant, dienen sie lediglich dem eigenen Reichtum. Den Plunder kann man zerstören und bekommt dafür Materialien die für das Erstellen von Ausrüstungen oder Runen verwendet werden. Dafür muss man entsprechende Schmiede aufsuchen, die diese dann gegen Bezahlung zum gewünschte Teil zusammenbauen. Alchemie funktioniert ähnlich, nur dass Geralt alles selber herstellen kann.
Es gibt auch allerhand verschiedener Tränke, Öle und mehr, die temporäre Verbesserungen für Waffen, die eigene Stärke oder aber der Atmung unter Wasser beinhalten. Auch Bomben kann man sich basteln, nur ist das meiste nicht nötig, selbst auf dem zweitschwersten Schwierigkeitsgrad nutzte ich meist nur Schwalbe und Donner im Kampf und Kartätsche um Monsternester zu zerstören.


Das Teleportationspferd!
So löblich es auch ist, die ganzen Komfortfunktionen bei Bedarf ausschalten zu können um die Immersion zu fördern, gibt es Kleinigkeiten, die sie wieder zerstören. Der größte Stimmungskiller war für mich das Pferd. Beim ersten Blick reagiert es wie man es erwartet, es weigert sich in tiefe Gewässer zu steigen oder hohe Klippen selbstmörderisch runter zu springen. Schade nur, dass man es zu letzterem zwingen kann, einfach einige Male die Sprungtaste drücken und es springt auch  die tiefsten Abgründe hinunter, die es unbeschadet übersteht und man selber somit auch. Manchmal ergeben sich dabei auch unfreiwillig komische Dinge wenn es einem Berghang hinunter rutscht auf zwei Beinen.

Was mich auch gestört hat, dass man von überall das Pferd rufen kann, selbst wenn man vom Meer umgeben ist, das Pferd erscheint sobald man nach ihm pfeift. Dennoch glänzt das Spiel mit einer tollen Atmosphäre, die einen nicht mehr loslässt.Dafür sorgen die tollen deutschen Sprecher, Geralts zynischen Kommentare, die grandiose musikalische Untermalung und die gelungenen Quests.

Eine tolle Nebenbeschäftigung!
Was macht ein Abenteurer, wenn er genug Frauen verführt, Monster geschlachtet und Geldbeutel geschändet hat? Natürlich, er zieht Leuten die Kronen aus den Taschen mit einer Runde Gwint, dem Spiel im Spiel! Es ist sehr umfangreich, man kann etliche Stunden darin versenken. Es gibt eine große Anzahl an verschiedenen Karten zum Sammeln, verschiedene Fraktionen zum Spielen und mehrere Anführer und Spielstile. Ich liebe Gwint!

Fazit:
The Witcher 3 ist der krönende Abschluss einer Trilogie, ein Rollenspiel der Meisterklasse, die ganz ohne Helden in glänzender Rüstung auskommen, in einer dreckigen Welt die von Rassismus und Machthunger durchzogen ist und in der der Krieg ganze Existenzen gefährdet. Die Atmosphäre ist dicht, das Questdesign ordentlich, das Abklappern der Fragezeichen zu schnell redundant.
Kleinere Bugs, die gelegentlich zum Neustart zwingen, bremsen den Spielspaß leicht, können ihn jedoch nie zum Erliegen bringen.
Für mich ganz klar ein Highlight welches ich nicht mehr missen will und jedem, der was für Rollenspiele übrig hat, eine Empfehlung ausspreche.

Good

  • Viele Einstellungsmöglichkeiten im Menü
  • Tolle musikalische Untermalung
  • Geralt
  • Eine große, lebendige Welt
  • Nebenquests die einen nicht zum Lieferhelden degradieren
  • Quests mit verschiedenen Lösungsmöglichkeiten und Enden

Bad

  • Markierte Orte (Fragezeichen) zu schnell repetitiv
  • Außerhalb der markierten Orte wenig zu entdecken
  • Bugs die ein neu starten erfordern
  • Auffindbare Waffen und Rüstungen sind belanglos
9.5

Fantastisch

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