Man kann vom aktuell anhaltendem 80er-jahre-Hype halten was man will, aber es war eben ein ganz besonders Jahrzehnt. Nicht nur wegen Zurück in die Zukunft, Indiana Jones und Masters of the Universe. Es war auch die goldene Ära von Maniac Mansion und Zak McKracken, den ersten großen Lucas-Arts Adventures, die den Grundstein für eine ganz neue Art von Computerspielen prägten. Sie waren absolut schräg und furchtbar witzig und haben heute immer noch eine riesige Fan-Base.
Genau aus diesem Grund haben Ron Gilbert und Gary Winnick, die geistigen Väter dieser Spiele beschlossen, noch einmal genau so ein Spiel zu entwickeln. Nicht mit neuer Grafik oder Steuerung – nein, genauso als ob wir gerade mit dem Delorian zurück in ins Jahr 1987 reisen würden. Thimbleweed Park soll den unschuldigen und doch irgendwie schrägen Humor dieser Epoche in die Zukunft transportieren. Es soll so aussehen wie früher, aber eine Geschichte erzählen, die nicht verstaubt ist. Das diese Kombination bestens funktioniert haben wir im letzten Jahr an der Serie Stranger Things sehen können.
„Die Leiche fängt an zu verpixeln.“
Wir schreiben das Jahr 1987. In Thimbleweed Park, einer verschlafenen amerikanischen Provinzvorstadt ist ein Mord geschaffen. Das Mordopfer ist ein europäischer Tourist, der scheinbar keine Verbindungen zur Stadt hat. Warum war er aber in diesem Kaff? Wer hat ihm eine mysteriöse Nachricht geschickt, um ihn nachts am Fluss zu treffen? Für den Sheriff ist die Sachlage klar. Da es keine stichhaltigen Beweise gibt, er eigentlich kein wirkliches Interesse an der Lösung des Falles hat und nach Hause will, um Wrestling zu schauen, schließt er kurzerhand den Fall. Da der Mord jedoch zu einer Reihe von verdächtigen Vorkommnissen in der letzten Zeit zählt, werden zwei Bundesagenten gerufen den Fall zu lösen. Die taffe, aber ziemlich arrogante Angela Ray und ihr Juniorpartner Antonio Reyes. Schnell finden sie eine Menge Verdächtiger und werden mit den verrücktesten Charakteren konfrontiert.
Ein wahrhafter Nostalgie-Trip
Thimbleweed Park ist ein Nostalgie-Trip in die goldene Ära der Adventures. Wer die alten Lucas-Arts Spiele liebt, fühlt sich schon nach einigen Minuten in Nostalgie-Euphorie. Das gesamte Spiel steuern wir über ein Verbensystem am unterem Bildschirmrand, das dem Kult-Interface SCUMM (Script Creation Utiliy for Maniac Mansion) nachempfunden wurde. So kombinieren wir Verben, um Gegenstände miteinander zu benutzen oder Kommandos an Personen zu geben. Im Laufe der Handlung spielen wir mit fünf unterschiedlichen Charakteren, zu denen über ein Icon hin- und herumgesprungen werden kann. Ähnlich wie in Day of the Tentacle können wir bestimmte Rätsel nur lösen, wenn wir mit anderen Charakteren zusammenarbeiten und zum Beispiel Gegenstände tauschen.
Vor dem Start haben wir, wie damals zum Beispiel in Monkey Island 2, die Möglichkeit aus zwei Schwierigkeitsgraden auszuwählen. Im gemütlichen Modus, inklusive Tutorial müssen wir nicht alle Rätsel lösen, um das Spiel zu meistern. Der schwierige Modus bietet dagegen alle Rätsel und teilweise verrückte Knobeleien. Sobald wir aber mit einem Modus gestartet haben, können wir diesen nicht mehr im Laufe des Spiels ändern.
Twin Peaks meets Maniac Mansion
Thimbleweed Park bietet eine mysteriöse, teils gruselige Story, die uns teilweise an Serienhits wie Twin Peaks, Akte X und True Detective erinnert. Trotz dieser morbiden Atmosphäre kommt der Humor aber nie zu kurz. Das Spiel strotz nur so von Anspielungen auf alte Klassiker aus dem Hause Lucas Arts und dem damaligen Konkurrenten Sierra, die wir im Spiel entdecken. Wir finden endlich eine Motorsäge, können eine „Beileid-zum-Tod-deines-Hamsters“-Karte erwerben, treffen auf der Verwandtschaft einiger bekannter Gesichter und die beiden Klempner-Schwestern, namens Pigeon Brothers, versichern uns, dass wir keinen neuen Spielstand speichern müssen, da in diesem Spiel keiner sterben kann. Ein netter Seitenhieb auf die früheren Sierra-Adventures, in denen hinter jeder Ecke der Pixeltod stecken konnte. Wer die Adventures von früher nicht kennt, verpasst relativ wenig, da alle relevanten Informationen zur Lösung des Falles auch ohne dieses Wissen erlangt werden können – vielleicht mit etwas wenig Spaß.
In puncto technischer Umsetzung setzt das Team um Ron Gilbert auf Altbekanntes mit ein paar Neuerungen. Auf den ersten Blick könnte Thimbleweed Park mit seiner Pixelgrafik direkt aus dem Jahre 1987 entsprungen sein. Bei genauerem Hinsehen erkannt man jedoch, dass deutlich mehr Farben, moderne Lichteffekte und fliessendere Animationen das Spiel deutlich flotter machen. Auch der jazzige Soundtrack und die komplett englische Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln) verleihen dem Spiel einen modernen Anstrich.
Fazit
Thimbleweed Park ist wie eine Zeitreise in die Glanzzeit der Adventures. Spieler, die mit LucasArts und Sierra aufgewachsen sind, werden ihre wahre Freude haben. Aber auch Neueinsteiger erhalten eine spannende Story, die sich langsam entfaltet und immer mehr Fragen aufwirft. Thimbleweed Park kommt zwar nicht an so Größen wie Monkey Island oder Maniac Mansion heran, macht aber ungeheueren Spaß und bietet ein paar Stunden beste Adventure-Unterhaltung.