Mit dem Train Sim World 5 schauen wir uns im aktuellen Testbericht den neuesten Ableger der Reihe genauer an, welcher seit dem 17.09.24 via Steam erhältlich ist. Auf welche Neuerungen ihr euch freuen könnt und ob dieser Simulator auch etwas für Casual Gamer ist, erfahrt ihr bei uns!
Ein harter Einstieg
Wer die Vorgänger der Reihe kennt sollte wissen, welchen Umfang dieses Simulations-Genre zu bieten hat. Der Nachfolger, aus dem Hause Dovetail Games, knüpft somit auch genau an die Detailtiefe der Vorgänger an und bietet zudem mit dem Zugbegleiter-Modus ein neues Feature, auf welches wir später noch zurückkommen werden.
Zu Beginn muss man allerdings sagen, dass gerade Einsteiger nicht an dem sehr vielfältig angebotenen Tutorial vorbeikommen werden. Denn neben der Grundsteuerung, welche jedem Casual Gamer bekannt sein dürfte, müssen wir uns zwingend mit den genauen Steuerungen der einzelnen Loks vertraut machen. Das beginnt mit dem Vorbereiten des Führerhauses bis hin zur eigentlichen Inbetriebnahme. Da der Train Sim World 5 über eine Vielzahl von verschiedenen Zügen verfügt, müssen wir uns vor Inbetriebnahme mit jeder einzelnen Lok auseinandersetzen. Gerade Gelegenheitsspieler werden hierbei eine gewisse Art der Herausforderung finden, denn wenn man erst einmal eine Lok bedienen kann, so trifft das leider nicht auf die restlichen zu. Manche Knöpfe oder Hebel unterscheiden sich sehr, so dass es schon schwierig ist neue Modelle ohne Einführung zum Laufen zu bringen. Selbst die Bremsen sind von Modell zu Modell unterschiedlich zu handhaben. Neben den normalen Diesel und Elektro-Zügen können wir auch eine Dampflokomotive steuern, dessen Steuerung sich noch einmal komplett von den anderen absetzt. Somit sind zumindest schon die ersten drei Spielstunden vergangen, bis wir uns auf eine der ersten vorgegebenen Strecken wagen können.

Schön anzusehen
Obwohl es sich um eine wahre Simulation handelt, muss das ganze Spielgeschehen nicht zwingend im Cockpit stattfinden. Mithilfe von verschiedenen Kameraansichten kann wahlweise zwischen der Führerkabine und einer Vogelperspektive gewählt werden. Zum Glück ist diese auch nicht starr, sondern kann nach belieben nicht nur in der Richtung angepasst werden, sondern man wird sich auch frei um die Eisenbahn herumbewegen können. Zum einen eignet sich das wunderbar, um verschiedene Fotos während der Fahrt für sich oder die Community zu erstellen, zum anderen kann diese Ansicht aber auch genutzt werden, um Waggons anzuhängen. Denn man kann sich entsprechend zum Ende der Eisenbahn fliegend bewegen, um diese schlussendlich zu befestigen oder zu lockern. Wer also nicht einmal um die komplette Lokomotive bis zum Ende laufen möchte, kann dies somit auch in diesem Modus problemlos machen.
Als weitere Ansicht kann man sich auch das gesamte Schienennetz, auf dem man sich gerade bewegt, grafisch anzeigen lassen. Dort sieht man dann den eigenen Zug, sowie auch möglicherweise weitere, die umherfahren. In dieser Ansicht hat man dann auch die Möglichkeit Weichen zu verstellen, falls man den Zug umleiten möchte. Auf den meisten Strecken sind diese schon vom Spiel voreingestellt, so dass wir dort keine Änderungen mehr vornehmen müssen. Aber die Option bleibt dennoch bestehen, was gerade eingefleischten Simulationsfans zugutekommen wird.

Abseits der verschiedenen Ansichten ist aber auch die Darstellung im Führerhaus der detailgetreu aufgebaut worden. Jede Lokomotive, insbesondere auch die Dampflokomotive, unterscheiden sich optisch in der Darstellung. Es gibt viele unterschiedliche Knöpfe und Hebel zu entdecken und selbst Fenster können geöffnet oder Heizungen eingeschaltet werden. Neben der Innen- und Aussenbeleuchtung können wir sogar am Fenster einen Sichtschutz bei tief stehender Sonne herunterklappen, oder bei Regen die Scheibenwischer betätigen. Es wird entsprechend deutlich, dass der Fokus beim Train Sim World 5 bei einer realistischen Darstellung und Steuerung liegt. Wie schon im Vorfeld angemerkt, dürfte dies gerade für Casual-Gamer in der ersten Spielphase sehr herausfordernd werden.

„Einmal die Fahrkarten bitte…!“
Mit dem Zugbegleiter-Modus wurde im Train Sim World 5 erstmals ein neues Feature integriert, was den Alltag des Zugbegleiters etwas abrunden könnte. In meinen Augen ist dieser Modus besonders für Casual-Gamer geeignet, da dort weitaus weniger gefordert wird und man sich auf den verschiedenen Strecken in Ruhe um seine Aufgaben kümmern kann, ohne ein ganzes Handbuch im Vorfeld studiert zu haben.
Anzumerken ist, dass dieser Modus alleinig für Doppelstöckige Züge zur Verfügung stehen wird. In der Missionsauswahl ist dann einsehbar, dass diese als Zugführer oder Zugbegleiter gespielt werden können. Leider gibt es hierzu aber keine einleitenden Worte, so dass man nach diesem Modus tatsächlich erstmal suchen musste. Warum dieser Modus nicht bei allen Zügen zur Verfügung steht bleibt erstmal fraglich, kann mir aber vorstellen, dass dieser gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachgebessert wird.
Aber wie sieht der Alltag als Zugbegleiter denn genau aus? Nach Missionsauswahl werden wir uns zunächst im Hauptbahnhof wiederfinden. Dort müssen wir als erstes unseren Zug finden. Hierbei erhalten wir erstmals keine Markierung, sondern müssen nur an die Bildschirme halten, auf denen die Ziellokationen angegeben sind. Der Realismus wird aber auch in diesem Modus schnell deutlich, denn der Zug wird nur zu den angegebenen Zeiten abfahren, die im Fahrplan vorgesehen sind. Das kann an manchen Passagen etwas langatmig wirken, wenn man vielleicht doch noch mehrere Minuten abwarten muss. Diese Zeit kann auch nicht übersprungen oder beschleunigt werden. Das wiederum kann aber auch für entspannte Sessions sorgen. Vor der Abfahrt müssen wir dann für die Verriegelungen der Türen sorgen, bevor wir mit einer Pfeife dem Lokführer die Abfahrt signalisieren müssen. Zwischen den einzelnen Haltestellen können wir uns in den Zügen frei bewegen und diese erkunden oder genießen gar auch die Umgebung, indem wir aus dem Fenster schauen.

Eine weitere Aufgabe liegt in der Fahrkartenkontrolle. Diese kann allerdings nicht ständig und bei jedem Fahrgast durchgeführt werden, sondern wir müssen diese Aufgabe zugewiesen bekommen. Diese ist aber dann so spezifiziert, dass wir beispielsweise zwei Fahrgäste kontrollieren müssen. Diese werden uns aber auch leider vorgegeben, so dass wir uns erstmal auf die Suche begeben müssen. Bei einer fehlerhaften Fahrkarte können wir dann sogar die Fahrgäste des Zuges verweisen. Auch umliegende Gepäckstücke müssen wir wegräumen. Auch wenn dies ein nettes Feature hat, fehlt mir doch etwas die Tiefe in diesem Modus. Die meiste Zeit sitzen wir im Zug die Zeit ab oder laufen in den Abteilen auf und ab. Leider werden wir aber auch nicht auf Personen stoßen, die sich durch den Zug bewegen. Diese sitzen nämlich tatsächlich nur fest an den Plätzen. Nur an den Haltestellen werden wir die Personen beim Aus- sowie Zusteigen beobachten können.
Lustig ist es auch, dass wir selbst dem Lokführer einen Besuch abstatten können. Dort können wir sogar die Sichtblende, die Hupe oder weitere Knöpfe nach Belieben drücken. Stören tun wir damit jedoch keinen. Wir haben es zwar nicht ausprobiert, ob wir auch die Zugsteuerung übernehmen können, aber warum diese Möglichkeit überhaupt besteht bleibt erstmal fraglich.

Zusatzinhalte können erworben werden
Je nach Auswahl des Basisspieles werden wir über eine gewisse Anzahl an Zügen und Strecken verfügen. Da dies auf die Dauer vielleicht zu eintönig erscheinen kann hat man noch die Möglichkeit sein Sortiment aufzustocken. Leider wird es aber weder kostenfreie Inhalte noch einzelne DLC-Pakete zur Auswahl geben. Viel eher kann man einzelne Eisenbahnen oder Streckenabschnitte käuflich erwerben. Schade ist es nur, dass die Preise an dieser Stelle doch recht hoch ausfallen. Wer nicht so tief in den Geldbeutel greifen möchte, aber nicht auf weitere Inhalte verzichten möchte, sollte besonderes Augenmerk auf Sales richten. Im Laufe des Jahres werden an verschiedenen Wochenenden immer wieder manche Züge oder Strecken zu einem Sonderpreis verkauft. Und diese lassen sich teilweise sehen. Denn es macht schon einen deutlichen Unterschied, ob ich für eine weitere Lok 35€ oder vielleicht 7€ im Sale bezahlen werde.
An dieser Stelle würden wir uns aber wünschen, dass es in gewissen Abständen gegebenenfalls auch kostenfreie Inhalte zu ergattern gibt. Ob dies jedoch in Planung ist können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.

Fazit
Zusammenfassend ist der Train Sim World 5 eine wahrliche Simulation, die nicht zwingend für jeden Casual-Gamer geeignet sein wird. Das mehrstündige Tutorial muss somit als eine Pflicht angesehen werden, wenn man die grundlegenden Steuerungen des Spieles beherrschen möchte. Und selbst dann wird man sich noch immer in jeder neuen Lok mit der neuen Umgebung vertraut machen müssen. Es wird sogar einen Modus geben, in welchem zufällige Fehler auftreten werden, welche die Spieler finden und ausmerzen müssen. Wer jedoch genau an diesen Punkten seinen Spaß findet wird deutlich auf seine Kosten kommen. Interessant ist es auch anzumerken, dass der Fahrplan tatsächlich aus dem Jahre 2018 ist.
Der neu integrierte Zugbegleiter-Modus schließt vielleicht die Lücke zu den Casual-Gamern, welchem es meiner Meinung nach jedoch an Tiefe fehlt. Die Fahrten wirken recht eintönig und langatmig und es fehlt einfach an Aufgaben. Besonders, wenn man dies mit dem Umfang aus der Fahrerkabine in Vergleich setzt.
Wer sich mit einem Kauf noch unsicher ist, kann sich auch im Vorfeld die kostenfreie Version genauer anschauen. In dieser werden die grundlegenden Steuerungen der Tutorials aufgeführt und man erhält einen sehr guten Einblick in das kommende Spielgefühl.
