Apex Legends und Fortnite machen es vor: Entwickler müssen keine gute Geschichte erzählen, um erfolgreiche Spiele auf den Markt zu bringen. Die Spieler in Minecraft, No Man’s Sky und Co. schreiben schon ihre eigenen Geschichten. Versucht es ein Tripple-A-Titel wie Anthem dennoch, wird er auch daran gemessen – und fällt in der Kritik krachend durch. Kein Spieletester konnte einen Blick auf Anthem werfen, ohne dabei mindestens einmal zu erwähnen, dass Bioware früher für seine guten Geschichten bekannt war.
Natürlich ist die Story nicht das einzige Problem bei Anthem, aber sie ist eines, das die Entwickler nicht mit schnellen Patches beheben können. Im Gegensatz zu Balancing, Bugs und repetitiven Bosskämpfen bleibt die Story bei Anthem von Update zu Update die gleiche. Denn eine Geschichte lässt sich nur über einen sehr langen Zeitraum entwickeln und weitererzählen. Giganten wie World of Warcraft können da ein Lied von singen, immerhin hat Blizzard seine Spielwelt in den vergangenen 15 Jahren ordentlich umstrukturiert – aber eben immer nur Häppchenweise und im Abstand von mehreren Jahren. Den Luxus hat Anthem nicht, kann es jetzt nicht genügend Spieler binden, wird es ein kurzer Ausflug mit dem Javelin.
Auch ist Anthem nicht das erste Spiel von Bioware, dass mit seiner Geschichte vor die Wand fährt. Dragon Age: Inquisition wurde ebenso wenig wie Mass Effect: Andromeda für Dramaturgie und Tiefgang gelobt. Warum tut sich Bioware das dann eigentlich noch an? Warum versuchen sie immer noch einen früheren Anspruch zu erfüllen und enttäuschen immer wieder die vermutlich kläglichen Reste ihrer einstigen Fans? Stattdessen könnten sie Zeit, Entwickler und Geld in ihre Spielmechaniken stecken, die im Endgame ohnehin der entscheidende Motivator sind – oder eben nicht.